Mediatoren gesucht Bericht: Misstrauen zwischen Autoherstellern und Zulieferern wächst

Von Sven Prawitz

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Laut „Handelsblatt“ braucht es dieses Jahr in den Vertragsverhandlungen zwischen OEMs und Zulieferern besonders viele unabhängige Vermittler. Das Misstrauen sei groß, obwohl man aufeinander angewiesen ist.

Miteinander reden und verhandeln ist zwischen Herstellern und Zulieferern schwieriger geworden. Es braucht zunehmend externe Vermittler.
Miteinander reden und verhandeln ist zwischen Herstellern und Zulieferern schwieriger geworden. Es braucht zunehmend externe Vermittler.
(Bild: Engie Impact)

Die Verhandlungen zwischen Automobilherstellern und ihren Zulieferern waren vermutlich noch nie einfach. Wie »Automobil Industrie« kürzlich berichtete, scheint die Stimmung bei den Lieferanten auf einem Tiefpunkt angekommen. „In der Automobilzulieferindustrie rollt eine Insolvenzwelle auf uns zu“, orakelt Stefan Walther. Er ist Automotive-Partner bei der Negotiation Advisory Group, kurz NAG. „Die Insolvenz von Firmen wie Dr. Schneider und Borgers werden keine Ausnahme bleiben. Die großen Autokonzerne zeigen sich bei den Preisverhandlungen zu unbeweglich.“

Wie das Handelsblatt nun berichtet, werden für die jährlichen Verhandlungsrunden, die üblicherweise im ersten Quartal stattfinden, momentan besonders viele Mediatoren benötigt. „Das gegenseitige Misstrauen zwischen den Autobauern und Zulieferern ist so groß“, schreibt das Wirtschaftsblatt. Deshalb seien dieses Jahr vermehrt unabhängige Vermittler von Beratungsunternehmen im Einsatz. „Zwischen Autobauern und Zulieferern gibt es Vertrauensprobleme“, zitiert das Handelsblatt mit Cornelius Knecht von EY einen solchen Vermittler.

Rekordgewinne beim Hersteller, hohe Stückkosten beim Zulieferer

Das hat mehrere Gründe: Aufgrund der Probleme in den Lieferketten der Branche konnten in den vergangenen beiden Jahren deutlich weniger Fahrzeuge gefertigt werden, als ursprünglich geplant. Dass die Autohersteller häufig und kurzfristig ihre Abrufe umgeplant haben, verärgerte früh die Zulieferer. Die OEMs haben die knappe Teileversorgung genutzt, um besonders profitable Modelle und Varianten zu produzieren. Zudem haben viele Marken ihre Neuwagenpreise erhöht. Das sorgte bei den Herstellern im abgelaufenen Geschäftsjahr für Rekordgewinne.

Die Unternehmen der Zulieferbranche bleiben jedoch auf gestiegenen Stückkosten und hohen Preisen für Energie sitzen. Hinzu kommen neue Forderungen bezüglich Nachhaltigkeit und Reduktion von Emissionen. „Je kleiner die Zulieferer und je geringer ihre Marktmacht, desto kompromissloser diktieren ihnen die Hersteller ihre Bedingungen“, beschreibt Stefan Walther die Situation. „Bei den Geschäftsführern der mittelständischen Zulieferer liegen die Nerven blank.“ Der Kostendruck müsse gerechter zwischen Zulieferern und Autoherstellern aufgeteilt werden, sonst sei die Stabilität der Lieferkette nachhaltig gefährdet.

Zulieferer fordern atmende Verträge

Einige Branchenvertreter fordern nun neu gestaltete Verträge. „Wir brauchen Vertragsmodelle, die Kostenschwankungen direkt ausgleichen ohne dass es die üblichen Gespräche zwischen OEMs und Zulieferern bedarf“, nennt Andreas Schick, Vorstand Produktion, Supply Chain und Einkauf bei Schaeffler, ein Beispiel. Laut Handelsblatt plädiert der neue Mahle-Chef Arnd Franz für ein ähnliches Modell: „Ich hoffe, dass die Kunden künftig schneller reagieren. Wir werden 2023 nicht noch einmal bis in die zweite Jahreshälfte auf Inflationsanpassung bei den Preisen warten können.“

Die bereits heute vorgesehenen Mindermengenzuschläge würden oft nicht angewandt, schreibt die Wirtschaftszeitung. Zulieferer fürchten negative Folgen bei der Vergabe von Folgeprojekten. Laut Handelsblatt ist EY-Berater Knecht skeptisch, was die flexiblen Verträge angeht.

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