Byton/Dürr Chinesisches Elektroauto-Startup kauft Lackiererei in Deutschland

Redakteur: Stéphane Itasse

Für seine Fertigung hat das chinesische Elektroauto-Start-up Byton Dürr mit dem Bau einer kompletten Lackiererei beauftragt. Diese bietet einen um 20 % geringeren Flächenverbrauch und setzt auf moderne Technik, wie der Bietigheimer Anlagenbauer mitteilt.

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Das KTL-System Eco-DC Macs setzt auf ein mitlaufendes Spannungsprofil im Tauchbad.
Das KTL-System Eco-DC Macs setzt auf ein mitlaufendes Spannungsprofil im Tauchbad.
(Bild: Dürr)

Von Oktober 2019 an wird die junge chinesische OEM Future Mobility Corporation (FMC) in Nanjing Elektroautos der Marke Byton produzieren. Die Lackiererei ist zunächst für 150.000 Fahrzeuge jährlich ausgelegt, das entspricht 30 Einheiten pro Stunde. Doch Wachstum ist bereits eingeplant, denn die Kapazität lässt sich ohne Weiteres verdoppeln, wie Dürr Systems mitteilt.

Neue Karosserien für die Elektromobilität stellen neue Anforderungen

Elektromobilität geht einher mit veränderten Karosseriekonzepten, die neue Werkstoffe verwenden oder Materialien neuartig kombinieren. Werden etwa Stahl, Aluminium und Verbundwerkstoffe zusammen eingesetzt, stoßen herkömmliche Trockner an ihre Grenzen. Denn alle Karosserieteile müssen absolut gleichmäßig aufgeheizt werden, sonst entstehen thermische Spannungen. Dafür hat Dürr mit Eco-In-Cure ein neues Konzept der Fahrzeugtrocknung entwickelt: Über zwei Weitwurfdüsen durch die Öffnung für die Windschutzscheibe und zwei in die Motorraumöffnung gerichtete Düsen werden Karosserien von innen heraus aufgeheizt. Dies ermöglicht eine bisher nicht dagewesene Gleichmäßigkeit der Aufheizung. Verglichen mit herkömmlichen Trocknern sind auch Decklackqualität und Prozessperformance verbessert. Denn mit dem Aufheizen von innen sinkt das Nadelstichrisiko. Außerdem sorgen geringere Strömungsgeschwindigkeiten entlang der Oberflächen für einen störungsfreien Lackverlauf.

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Zum Lieferumfang für die Lackiererei gehören die Rotationstauchlackierung Ro-Dip für Vorbehandlung und kathodische Tauchlackierung (KTL) ebenso wie die Roboter- und Applikationstechnik für die Sealing- und Lackierprozesse. In der KTL kommt das energiesparende und ausfallsichere System Eco-DC Macs zum Einsatz. Es erzeugt mit seiner modularen Anodensteuerung ein mit der Karosserie mitlaufendes Spannungsprofil im Tauchbad. Die Roboter in den Spritzkabinen sind mit der neuen Zerstäubergeneration Eco-Bell 3 ausgerüstet. Vollständig auf Wasser und Chemie verzichtet das halbautomatische System Eco-Dry-X, das den Overspray in den Lackierkabinen für Füller und Decklack trocken abscheidet. Dieses einfache und robuste Verfahren arbeitet auf der Basis von Kartonfiltern.

Darüber hinaus realisiert Dürr eine nachgeschaltete Abluftreinigungsanlage, die aus der hocheffizienten VOC-Aufkonzentrierungsanlage Ecopure KPR mit kombinierter thermischer Abluftreinigung des Typs Ecopure RTO besteht.

Platzsparender Aufbau der Lackieranlage

Zum Lieferumfang des Anfang 2018 erteilten Auftrags gehören weiterhin Materialversorgung für PVC und Lack, Hallenbelüftung, Brandschutz für die Prozessanlagen sowie eine Anlage zur Umkehrosmose, welche die Härte des Wassers herabsetzt. Die Abluft aus den Trocknern reinigt das rekuperativ thermische Verfahren Ecopure TAR, das auch die Wärme zur Beheizung des Trockners bereitstellt.

Trotz des umfangreichen Equipments kann sehr platzsparend gebaut werden – auch dank Eco-In-Cure. Denn der Trockner befördert Karosserien in Querfahrweise, wodurch sich seine Länge im Vergleich zu herkömmlichen Anlagen halbiert. Zudem spart ein zentrales Hochregallager die Flächen für mehrere Zwischenpuffer und ermöglicht eine intelligente Materialflusssteuerung.

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