Krieg in der Ukraine Das bedeutet ein kurzfristiger Gaslieferstopp für die Industrie

Quelle: Pressemitteilung |

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Welche Industriebranchen wären von einem kurzfristigen Gaslieferstopp besonders betroffen? Und in welchem Ausmaß? Die Antwort liefert eine aktuelle Studie der Prognos AG.

Eine aktuelle Studie des vbw untersucht die Auswirkungen eines kurzfristigen Lieferstopps für Erdgas auf die Industrie.
Eine aktuelle Studie des vbw untersucht die Auswirkungen eines kurzfristigen Lieferstopps für Erdgas auf die Industrie.
(Bild: tomas - stock.adobe.com)

Ein kurzfristiger Stopp von russischen Erdgas-Importen würde zu Einbußen der deutschen Wirtschaftsleistung von insgesamt 12,7 Prozent führen. Das zeigt eine Studie der vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. „Das abrupte Ende von russischen Gas-Importen hätte auch deutliche Auswirkungen auf die Erwerbstätigen in Deutschland. Insgesamt wären rechnerisch etwa 5,6 Millionen Arbeitsplätze von den Folgen betroffen“, so vbw Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt.

Die Studie „Folgen einer Lieferunterbrechung russischen Gases für die deutsche Industrie“, die die Prognos AG für die vbw erstellt hat, zeigt negative wirtschaftliche Effekte ausgehend von einem Lieferausfall ab Juli 2022 auf. „Nach unseren Studien ist die Abhängigkeit Deutschlands von russischem Gas bisher dramatisch unterschätzt worden“, so Dr. Michael Böhmer, Chefvolkswirt und Leiter Corporate Solutions der Prognos AG.

Anders als in früheren Studien zu den wirtschaftlichen Auswirkungen eines Erdgas-Embargos werden einzelne Produktionsprozesse in technischer Hinsicht untersucht und deren Bedeutung für beteiligte sowie vor- und nachgelagerte Branchen in den Blick genommen.

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Die Studie untersucht ein potenzielles Szenario. Ausgangspunkt ist ein völliger Lieferstopp von russischem Erdgas ab dem 1. Juli 2022. Es handelt sich hierbei nicht um eine Prognose!

Ein späterer Lieferausstieg würde sich entsprechend anders auf die Wertschöpfung auswirken. „Der Zeitpfad ist entscheidend für die Schäden, die entstehen, oder die Schäden, die abgewendet werden können“, betont Böhmer bei Vorstellung der Studie.

Demnach wäre aufgrund gesetzlich festgelegter Mindestmengen in Gasspeichern und der Versorgung vorrangiger Kunden der Gasbedarf der Industrie nicht einmal zur Hälfte gedeckt. Die Wertschöpfung der direkt betroffenen Branchen würde um 3,2 Prozent sinken, was einem Verlust von rund 49 Milliarden Euro entspricht.

Besonders betroffen seien Branchen wie die Glasindustrie oder die Stahlverarbeitung. „Dort müssen wir davon ausgehen, dass die Wertschöpfung um fast 50 Prozent zurückgeht“, sagt Brossardt. Ähnliches gelte für die Chemie-, Keramik-, Nahrungsmittel-, und Textilbranche sowie das Druckereiwesen. Hier lägen die Wertschöpfungsverluste bei über 30 Prozent.

Die Produktionseinbußen führen laut Studie außerdem zu indirekten Folgen, die die Wirtschaft in Deutschland noch weitreichender treffen würden. „Die Erdgas-Engpässe bewirken Dominoeffekte. Diese treffen die gesamte Wertschöpfungskette empfindlich. Im Studienszenario kommen wir zu einem Rückgang der Wertschöpfung um weitere 144 Milliarden Euro (-9,4 %). Die Störungen in den intensiv verflochtenen Produktions- und Lieferketten hätten also branchenübergreifend etwa die dreifache Auswirkung im Vergleich zu den direkten Folgen. In Summe droht damit ein Wertschöpfungsverlust von 193 Milliarden Euro“, warnt Brossardt.

Die Ergebnisse im Überblick

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Fazit: „Putin kann uns jederzeit den Gashahn abdrehen“

„Entscheidend ist jetzt, wie wir die nächsten beiden Winter überstehen“, so Brossardt auf der Pressekonferenz am 28. Juni. „Putin kann uns jederzeit den Gashahn abdrehen, und wir müssen so gut es geht dafür gerüstet sein, dass dieser Fall tatsächlich eintritt.“

Aus Sicht der vbw muss die effiziente Diversifizierung des Erdgas-Bezugs für eine intakte und starke Wirtschaft weiter vorangetrieben werden. „Ziel muss die vollständige Unabhängigkeit in möglichst kurzer Zeit sein“, so Brossardt. „Angesichts drohender Engpässe müssen wir Erdgas gezielt einsetzen und dort ersetzen, wo es sinnvoll möglich ist. Daneben müssen wir die Umsetzung der Energiewende entschieden vorantreiben. Mit einem ambitionierten Ausbau aller erneuerbarer Energien dämpfen wir die Strompreise langfristig und können uns von einseitigen Abhängigkeiten im Energiesektor weiter lösen.“

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