Porträt Margrit Harting feierte am 3.2.2020 ihren 75. Geburtstag

Margrit Harting sollte Schulleiterin werden. Doch es kam anders. Heute ist sie an der Seite ihres Mannes Dietmar Harting Managerin, Vorstand sowie kreative Seniorchefin.

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Schon immer wusste Margrit Harting, wo es langgeht und wohin es mit dem Unternehmen Harting gehen soll. Hier am Tag der offenen Tür im Jahre 1995 an der Seite ihres Mannes Dietmar.
Schon immer wusste Margrit Harting, wo es langgeht und wohin es mit dem Unternehmen Harting gehen soll. Hier am Tag der offenen Tür im Jahre 1995 an der Seite ihres Mannes Dietmar.
(Bild: Harting)

Am 3. Februar 2020 feierte Margrit Harting ihren 75. Geburtstag. Geboren wurde sie 1945 als Margrit Kohlhase in Schötmar – heute Teil der Stadt Bad Salzuflen. Sie ist das dritte von vier Kindern. Sie geht ins Mädchengymnasium von Herford und ist dort rund sieben Jahre Klassen- und Schulsprecherin. Auf dem Weg dorthin musste sie immer wieder durch das damals noch junge Espelkamp. Espelkamp-Mittwald wurde nach dem Zweiten Weltkrieg als Flüchtlingssiedlung gegründet und hatte Ende der 1960er-Jahre nur gut 10.000 Einwohner. „Ich war immer froh, wenn ich die Stadt hinter mir hatte“, gesteht Margrit Harting. 1964 absolviert sie das Abitur.

Ihr Vater, Dr. rer. pol. Friedrich Kohlhase, hat etwas Besonderes mit ihr im Sinn: Sie soll später seine private Handelsschule in Herford – mit einer Zweigstelle im rund 30 km entfernten Rahden – übernehmen. Vorher soll sie nach seinem Willen ein Lehramtsstudium durchlaufen und ein paar Jahre Berufserfahrung sammeln. Aus Trotz habe sie jedoch als ihr Wunschstudium Ozeanografie angegeben. Doch sie folgt dem Wunsch ihres Vaters und nimmt das Lehramtsstudium auf.

Eine Einladung zu einer Hochzeit ändert alles

„1970 war ich auf einer Hochzeit eingeladen“, erzählt die Jubilarin, „dort sollte ich zusammen mit einem gewissen Dietmar Harting die Braut führen. Auf der ganzen Feier habe ich mich über ihn geärgert, weil er sich gar nicht um mich gekümmert hat“, gesteht sie. „Dafür gab’s die Note ,mangelhaft’“, sagt sie, ganz im Sinne einer Lehrerin. „Doch weil mein Abendtäschchen zu klein war, bat ich ihn, die Menükarte mitzunehmen und sie mir später nach Mannheim, meinem damaligen Studienort, zu schicken.“ Vollkommen überraschend kam er ein paar Tage später persönlich nach Mannheim und brachte die Menükarte mit. „Ab da kam er immer öfter vorbei.“ So lernte man sich kennen. Im Oktober 1970 war die Verlobung, im Sommer 1971 die Heirat. In jenem Jahr beendete sie auch ihr Studium als Diplom-Handelslehrerin. Es folgten 18 Monate Referendarzeit in Osnabrück und anschließend war sie tatsächlich als Lehrerin in der Handelsschule ihres Vaters in Rahden, etwa 10 km von Espelkamp entfernt, tätig.

„1974 wurde unser Sohn Philip geboren, der inzwischen fünf eigene Kinder hat, 1977 unsere Tochter Maresa, die mittlerweile auch schon drei Kinder hat“, so die stolze Oma. 1979 gab sie ihre Berufstätigkeit auf, war dann ausschließlich Hausfrau und Mutter. Sie gesteht: „Ich war eine Glucke.“

Das Unternehmen , wurde nach dem frühen Tod ihres Gründers Wilhelm Harting zunächst von dessen Frau Marie und ab 1967 zusammen mit ihrem Sohn Dietmar und ab 1969 mit dem Sohn Jürgen, der 1973 starb, geführt. Während ihrer Elternzeit war Margrit Harting an unternehmerischen Entscheidungen nie beteiligt: „Ich habe am Mittagstisch nur zugehört, was mein Mann und meine Schwiegermutter besprachen.“ Doch Ende der 1980er-Jahre erkrankte Marie und 1987 bat Dietmar Harting seine Frau, in das Unternehmen einzutreten. „An eine Arbeit im Unternehmen hatte ich bis dahin gar nicht gedacht, das war nie ein Thema“, so Margrit Harting. Doch Dietmar Harting wusste um ihr Können: „Ich wollte mir ihr Potenzial nicht entgehen lassen.“

Harting erhält eine sympathische Ausstrahlung

Und so begann sie am 1. März 1987 in der damaligen Harting Elektronik GmbH, zunächst als alleinvertretungsberechtigte Geschäftsführerin. Sie verordnete dem Mittelständler, der 1987 mit rund 1300 Mitarbeitern fast 150 Mio. DM Umsatz erzielte, ein modernes und sympathisches Bild. 1990 wurde sie geschäftsführende Gesellschafterin und 1996 generalbevollmächtigte Gesellschafterin. 1998 konnte sie sogar den Schweizer Stararchitekten Mario Botta für den Entwurf des Vertriebsgebäudes von Harting Deutschland in Minden gewinnen.

Mit Wettbewerben für Sicherheit, Sauberkeit und Nachhaltigkeit, der Night of Innovations, dem Forscherpreis für Jungen und Mädchen im Grundschulalter („KiTec“), dem modernen Ausbildungszentrum NAZHA, der Unterstützung für Sport, Kultur und Bildung wirkt sie über die Grenzen des Unternehmens und der Region hinaus.

Die Förderung Espelkamps wird ein zentrales Anliegen

Nach dem Eintritt in das Unternehmen änderte sich rasch ihre Haltung und Meinung zu Espelkamp. Sie wurde zur leidenschaftlichen Kämpferin für den Ort, engagierte sich als Ratsmitglied nachhaltig für eine Attraktivitätssteigerung, wurde unter anderem Vorsitzende des örtlichen Kulturvereins, stellte zusammen mit ihrem Mann 1 Mio. Euro für die Renovierung des städtischen Theaters zur Verfügung und lud Theaterlegende Claus Peymann und das Berliner Ensemble schon zu mehreren Auftritten in die Stadt. Ein starkes regionales Engagement zeichnet sie seit Jahrzehnten aus.

22 Jahre als Mitglied der Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld und zwölf Jahre als deren Vizepräsidentin setzte sich Margrit Harting beharrlich für die Belange der Wirtschaft und der Region ein. Neben zahlreichen Auszeichnungen als Ehrenvorsitzende wurde Margrit Harting 2008 mit dem Bundesverdienstkreuz Erster Klasse und 2018 mit der Ehrenbürgerwürde der Leibniz-Universität Hannover ausgezeichnet. „Ohne sie wäre die Stadt um einiges ärmer“, würdigte Espelkamps Bürgermeister Heinrich Vieker 2009 bei der Verleihung der Ehrenbürgerwürde an Dietmar und Margrit Harting den großen Einsatz der Unternehmerin.

Wenn US-Präsident Barack Obama die Sneakers des Harting-​Teams auf der Hannover Messe bewundert, Staatschefs und Minister, Prominenz aus Sport, Kultur und Wirtschaft nach Espelkamp kommen, Jubiläen, Erfolge und Einweihungen groß gefeiert werden oder beeindruckende Architektur entsteht, dann hat die Powerfrau überzeugend und mit Können Regie geführt.

Perfektion und Professionalität, Ideen, große Motivation, Begeisterungsfähigkeit und Überzeugungskraft zeichnen die 75-Jährige aus. Im derzeit sechsköpfigen Vorstand (mit zwei familienfremden Managern) der internationalen Technologiegruppe ist sie unter anderem für Personal, Werksanlagen, Öffentlichkeitsarbeit und Markenführung zuständig. Von Aufhören ist keine Rede, vieles hat sie noch vor. Das gilt besonders für dieses Jahr, in dem das Unternehmen, das Sohn Philip und Tochter Maresa gemeinsam mit den Eltern erfolgreich leiten, so alt wird wie die „Außenministerin“ des Unternehmens und das 2019 einen Umsatz von 750 Mio. Euro erzielte. Und Margrit Harting sorgt gewiss dafür, dass dieses Jubiläum wieder würdig begangen wird. MM

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