Exportmärkte Maschinenbauer brauchen im Iran persönliche Kontakte

Autor / Redakteur: Ulrich W. Schamari / Stéphane Itasse |

Das Bild von Ayatollah Khomeini ist in der Öffentlichkeit immer noch flächendeckend präsent. Doch neben dem offiziellen Iran, der allgegenwärtig und funktionsfähig auftritt, gibt es im Alltag eine hohe Duldungskultur, die auch ausländischen Geschäftsleuten das Leben erleichtert.

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Der Werkzeugmaschinenhersteller Emco erkennt bei der iranischen Industrie einen großen Bedarf an seinen Produkten.
Der Werkzeugmaschinenhersteller Emco erkennt bei der iranischen Industrie einen großen Bedarf an seinen Produkten.
(Bild: Emco)

Solange man nicht gegen die Regierung ist, hat man seine Ruhe“, sagen iranische Freunde von Jan Viesel, Geschäftsführer des deutschen Pressenbauers Georg Maschinentechnik. Das im rheinland-pfälzischen Neitersen angesiedelte Maschinenbauunternehmen agiert global und betätigt sich auch im Iran. Es ist auf mechanische und hydraulische Pressen sowie hiervon abgeleitete Sondermaschinen für Nischenmärkte und die zugehörige Prozessautomation spezialisiert. Und – wichtig für den Iran – auf diesen Feldern beherrscht das Unternehmen auch die Prozesse der Kunden einschließlich Bauteilentwicklung und Werkzeugbau.

Fortschritt im Iran ist greifbar

Die aktuelle Situation im Iran wertet Viesel recht positiv: „Man sieht Zeichen eines kontinuierlichen Prozesses des Fortschritts.“ Die Straßen und Flughäfen seien in einem vergleichsweise guten Zustand. Auch gebe es eine gute Eisenbahn, doch habe ein Schnellzugprojekt wegen des Embargos auf Eis gelegt werden müssen. Darüber hinaus existiere das im Zuge der Sanktionen verhängte Swift-Embargo nach wie vor und das bedeute ein wesentliches Hemmnis für den internationalen Warenaustausch. Für Geschäftsreisende, die zu Verhandlungen ins Land kommen, sei es außerdem ein großes Problem, dass der Iran weiterhin keinen Anschluss an das internationale Kreditkartensystem habe.

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Ein gravierenderes Hindernis für erfolgreiche Wirtschaftsbeziehungen von deutschen Maschinenanbietern zu iranischen Abnehmern ist aber das noch zu niedrige Bruttoinlandsprodukt, das 2012 pro Kopf bei 7630,60 US-Dollar lag und 2015 nur 4877,89 Dollar erreichte. „Damit fehlt die Aufwärtsspirale, die für die deutschen Maschinenbauer viel mit dem Konsumbereich Automobil zu tun hat“, bedauert Viesel. Schnelle Geschäfte könne man nicht erwarten.

Eine sinnvolle Projektbearbeitung ist nur im Rahmen von persönlichen Besuchen vor Ort möglich. Das bestätigt auch Gerhard Augenstein, Prokurist der S+B Maschinenhandelsgesellschaft im badischen Karlsbad, die vor der Embargozeit schon einige Geschäfte mit einfachen, älteren Maschinen – CNC und konventionell – im Iran gemacht hatte. Warum der Kontakt zunächst auf der Messe AMB Iran 2016 gesucht wurde, begründet Augenstein so: „Für uns war es interessant, zu erfahren, wie sich der Markt dort nach Beendigung des Embargos entwickelt hat.“ Speziell das Potenzial für hochwertige Gebrauchtmaschinen sollte erkundet werden. Die Erfahrungen auf der Messe schätzt er positiv ein.

Reges Interesse an deutschen Gebrauchtmaschinen auf der AMB Iran

So bezeichnet Augenstein die Quantität der Messebesucher als befriedigend bis gut und auch die Besucherqualität erachtet er als gut. „Es herrscht reges Interesse an deutschen Gebrauchtmaschinen im Dreh-, Fräs- und Schleifmaschinenbereich“, stellt er fest. Auch Pressen und Großmaschinen seien gesucht worden. Und der für sein Unternehmen interessante Bereich Automotive war nach seiner Beobachtung mit Werkzeug- und Formenbau nachfragemäßig gut vertreten.

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