European Pressshop Meeting Oberflächenbeschichter kann Umformwerke technisch voranbringen

Autor Stéphane Itasse

Mit seinem sechsten European Pressshop Meeting (EPM) hat Oerlikon Balzers Trends und Verbesserungen zur Stanz- und Umformtechnik vorgestellt. Die über 150 Teilnehmer aus Automobil- und Zulieferindustrie sowie Forschung erfuhren in Vorträgen und Diskussionen, welche Konzepte rund um Materialien, Werkzeuge und Fertigungsprozesse im Kommen sind, wie der Oberflächentechnikspezialist mitteilt.

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Beim 6. European Pressshop Meeting (EPM) von Oerlikon Balzers beleuchteten Vorträge und Diskussionen die Konzepte rund um Materialien, Werkzeuge und Fertigungsprozesse in der Stanz- und Umformtechnik.
Beim 6. European Pressshop Meeting (EPM) von Oerlikon Balzers beleuchteten Vorträge und Diskussionen die Konzepte rund um Materialien, Werkzeuge und Fertigungsprozesse in der Stanz- und Umformtechnik.
(Bild: Oerlikon Balzers/www.marcelmayer.com)

Wie werden Karosserien stabiler und zugleich leichter? Welche Werkzeuge und Oberflächenbehandlungen helfen bei der Umformung von hochfesten Metallen, die sich immer schwerer bearbeiten lassen? Wie werden Presswerke und -prozesse trotz dieser Herausforderungen effizienter oder kostengünstiger? Vor solchen Fragen steht die Umformtechnik in der Automobilproduktion. Antworten darauf bot das EPM: „Dazu begrüße ich über 150 Teilnehmer und Experten aus ganz Europa“, sagte Marc Desrayaud, Leiter Oerlikon Balzers Industrial Solutions, zur Eröffnung.

Clever konstruierte Umformwerkzeuge ermögichen hohe Einsparungen

Aus Großbritannien berichtete Jun Yokoyama von Honda Engineering Europe über eine Prozessverbesserung, die große Kostenvorteile ermöglicht. So wurde ein integriertes Werkzeug für das Tiefziehen in einem Schritt entwickelt. Waren bis 2013 noch drei Prozessschritte nötig, so erledigt das neue Tiefziehwerkzeug das Ziehen bis zum Schneiden in nur einem Durchlauf. Eingesetzt wird es zunächst zur Herstellung der Bodenplatte des Mini-Sportwagens Honda S 660. „Wir nutzen es seit 2014 in der Serienfertigung und es läuft fehlerlos“, berichtete Yokoyama.

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Ebenfalls Kostenvorteile in Sachen Investitionen eröffnet eine System für das Feinschneiden von Webo. Der Werkzeugbauer aus Oberschwaben entwickelte zur Herstellung spezieller Getriebebauteile (Lamellenträger) ein patentiertes Feinschneid-Pad (FSP), das keine externe Hydraulik inklusive Aggregat und Tank benötigt, Feinschneiden in nahezu jeder Presse ermöglicht und sich flexibel in bestehende Konstruktionen integrieren lässt.

Bei den Umformwerkstoffen ist wieder mehr Zähigkeit gefragt

Um die Kaltumformung mit neuen Matrixwerkstoffen geht es dem Materialexperten Zapp. Der Zulieferer bietet unter anderem pulvermetallurgische Hochleistungsstähle an. Diese kombinieren hohe Zähigkeit mit hoher Verschleißfestigkeit. „Der Trend geht heute wieder zu Material mit höherer Grundzähigkeit, um vorzeitige Bauteilbrüche zu verhindern und die Standzeiten zu verbessern. Dafür wird eine geringere Härte von 62 bis 64 HRC in Kauf genommen und manchmal noch eine Beschichtung gewählt“, informierte Dr. Wolfgang Püttgen von Zapp Materials Engineering.

Oberflächenbehandlungen waren beim EPM ebenfalls ein zentrales Thema. So zeigte das Institut für Umformtechnik und Umformmaschinen (Ifum) der Uni Hannover auf, dass beim Schmieden thermischer, mechanischer, tribologischer oder chemischer Verschleiß an unterschiedlichen Stellen des Werkzeugs auftritt. „Wir haben deshalb Ansätze zu lokalen Oberflächenbehandlungen wie etwa schwache oder tiefgehende Nitrierungen, verschiedene Oberflächenstrukturierungen, auch in Kombination mit PVD-Beschichtungen entwickelt und getestet“, sagte Ifum-Experte Dipl.-Ing. Lennard Lippold.

Inspirationen für die Oberflächentechnik bot nicht zuletzt ein Spezialistenforum von Oerlikon Balzers. Zwischen den Fachbeiträgen konnten sich die EPM-Teilnehmer an bebilderten Stellwänden über das Portfolio an Beschichtungs- und Behandlungssystemen zur Umformung von AHS-Stählen oder Aluminium, zum Kalt- oder Warmschmieden sowie zum Feinschneiden informieren und beraten lassen. Dazu bot der Veranstaltungsstandort Schopfheim nahe der schweizerischen Grenze, wo Anlagen zur Oberflächenbehandlung von fast 10 m langen und 40 t schweren Formwerkzeugen etwa zur Karosseriefertigung stehen, gute Voraussetzungen.

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