Datenbrillen Wie Augmented Reality den Arbeitsschutz unterstützt

Von Wiebke Beck

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Die Art zu arbeiten wird digitaler. Auch im Mittelstand sind Augmented-Reality-basierte Wearable-Computing-Lösungen angekommen. Sie eröffnen Chancen für die Verbesserung der Sicherheit am Arbeitsplatz.

Remote Support bei der Wartung eines Fahrzeugs.
Remote Support bei der Wartung eines Fahrzeugs.
(Bild: Ubimax)

Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) hat eine Studie durchgeführt, in der die Forscher die Verwendung monokularer Head Mounted Displays (HMD) – also Datenbrillen, bei denen sich das digitale Display nur vor einem Auge befindet – im Hinblick auf Ergonomie und Sicherheit untersuchten. Sie fanden heraus, dass Datenbrillen immer dann, wenn Arbeitskräfte mobil sein und Aufgaben eigenhändig durchführen müssen, eine geeignete Hilfe darstellen und zur Arbeitssicherheit beitragen.

Wie kommt das zustande? Per Augmented Reality (AR) werden den Arbeitskräften alle kontextrelevanten Informationen direkt ins Sichtfeld projiziert. Das ermöglicht, dass sie nicht mehr von ihrer eigentlichen Tätigkeit wegschauen müssen und sich so besser auf gelernte Abläufe konzentrieren können. Indem das periphere Sehen nicht eingeschränkt wird, bleibt die Arbeitsumgebung sichtbar. Vorbeifahrende Fahrzeuge oder potenzielle Gefahrensituationen werden so weniger schnell übersehen. Wichtige Orte können mithilfe der Datenbrillen leichter gefunden und die richtigen Komponenten und Instrumente für einen Arbeitsschritt identifiziert werden. Fehlgriffe werden vermieden. Dazu kommt, dass die direkt auf der Nase getragenen Brillen die Bewegungsfreiheit weniger einschränken als beispielsweise Papierlisten oder mobile Tablets, die Abläufe dokumentieren. Diesen enormen Vorteil des Einsatzes von Augmented-Reality-Lösungen auf Datenbrillen nennt auch die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin: Mit den Brillen ausgestattete Arbeitskräfte sind mobil und haben beide Hände für ihre eigentliche Tätigkeit frei. Die Arbeit wird so flexibler und vor allem auch ergonomischer. Ein Logistikarbeiter kann sich beispielsweise mit beiden Händen festhalten, während er auf eine Leiter steigt, um ein Produkt aus einem Regal zu entnehmen.

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Krisensicher mit Augmented Reality
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Gerade in herausfordernden Zeiten wie der derzeitigen Corona-Pandemie spielen Augmented-Reality-Lösungen eine entscheidende Rolle beim Thema Arbeitsschutz. Neue Herausforderungen gibt es aufgrund der Pandemie überall, besonders jedoch im Gesundheitswesen. Um das Gesundheitssystem nicht zu überlasten, ist eines der primären Ziele die Niedrighaltung der Infektionsrate. Hier kommen telemedizinische Lösungen ins Spiel.

Mit digitalen Hilfsmitteln sollen die Arbeitskräfte vor Ort besser aufgestellt und geschult werden – auch, um ihre Kapazität zu erhöhen. Aufgrund von Reisebeschränkungen können Experten häufig nicht anreisen, um bei der Behandlung zu unterstützen. Abhilfe schafft hier der Remote Support. Informationen sind jederzeit verfügbar, und Experten können die Arbeitskräfte Schritt für Schritt von überall auf der Welt durch die Prozesse leiten. Remote-Anrufe sind auch dann sinnvoll, wenn bestimmte Mitarbeiter temporär nicht vor Ort arbeiten können und Kollegen ihre Aufgaben übernehmen müssen. Mithilfe von AR-Lösungen können sie sich gegenseitig neue Aufgaben genau erklären und so das Gefahrenpotenzial verringern.

Schritt für Schritt alles im Blick

Die Einsatzgebiete der Datenbrillen sind dabei so unterschiedlich wie die Aufgaben, die mit ihrer Hilfe bewältigt werden. Verwendung finden die HMDs entlang der gesamten industriellen Wertschöpfungskette. Prominente Beispiele gibt es in der Logistik, der Automobil- und Lebensmittelindustrie oder auch im Gesundheitssektor. Beim Landmaschinenhersteller John Deere ist beispielsweise seit 2016 eine Augmented-Reality-Lösung im Einsatz und ermöglicht den Facharbeitern ein durchweg freihändiges Arbeiten. Dies ist für die Arbeitskräfte besonders dann von Vorteil, wenn sie die schweren Fahrzeugkomponenten heben müssen. Zusätzlich ist es in diesen Situationen möglich, präventiv auf ein besonders hohes Gewicht mithilfe einer Einblendung über die Datenbrille hinzuweisen. Dadurch sinkt das Verletzungsrisiko. Langfristig tragen Datenbrillen so dazu bei, Fehlhaltungen sowie einseitige Belastungen und auf diese Weise etwa auch Gelenkverschleiß zu vermeiden. Diese Auswirkung kann auch bei Logistikarbeitern beobachtet werden, die durch das Tragen der Datenbrillen nicht mehr tagtäglich schwere Handscanner tragen müssen.

Schritt-für-Schritt-Anleitungen tragen dazu bei, menschliche Fehler zu vermeiden und somit Sicherheitsprobleme und auch Ausfallzeiten zu reduzieren. Die Coca-Cola Hellenic Bottling Company implementierte zum Beispiel 2019 eine Wartungslösung, um Inspektionsprozesse und Mitarbeitertrainings zu optimieren. Besonders für Unternehmen in der Lebensmittelindustrie ist die Einhaltung von Hygienevorschriften dabei unabdingbar. Mithilfe der eingesetzten Datenbrillen können diese problemlos in das Sichtfeld der Arbeitskräfte projiziert werden. Das verbessert auch das Onboarding neuer Mitarbeiter. Mithilfe der Schritt-für-Schritt-Anleitungen können sie durch Prozesse geleitet werden. Die Kontextinformationen helfen, dass von vornherein weniger Fehler gemacht und so kritische Situationen umgangen werden.

Remote Support als Sicherheitsfaktor

Dr. Hendrik Witt, CEO von Ubimax, sieht genau hier bedeutsame Vorteile von Datenbrillen: „Unternehmen können mithilfe von Wearable-Computing-Lösungen die Arbeitssicherheit für ihre Mitarbeiter erhöhen. Indem ein Arbeiter individuell auf den Arbeitsprozess abgestimmt Unterstützung bekommt, werden Prozesse sicherer“. Auch in schwierigen Situationen könnten die Brillen helfen: „Man muss sich nicht im Stich gelassen fühlen, auch wenn es mal brenzlig wird. Über einen Remote-Support Call kann ad hoc Hilfestellung geleistet werden. Im laufenden Betrieb ist das ein riesiger Gewinn für Arbeiter und Unternehmen gleichermaßen. Remote Support wird so zum Sicherheitsfaktor.“

Denn wird während der Arbeit doch einmal Hilfe benötigt, können Experten per Remote-Videoanruf in Echtzeit über eine sichere Verbindung zugeschaltet werden. Der Experte sieht dann mithilfe der Datenbrille genau das, was der Mitarbeiter vor Ort sieht, und kann so exakte Hilfestellungen leisten. Fotos, Videos oder Sprachaufzeichnungen zu teilen, ist ebenfalls möglich. Dies vereinfacht die Fehlerbehebung. Der Mitarbeiter vor Ort muss in potenziell gefährlichen oder unbekannten Situationen nicht allein nach einer Lösung suchen, sondern kann direkt Unterstützung anfordern, wenn er diese benötigt.

Besserer Arbeitsschutz dank AR

Im Arbeitsalltag tragen Augmented-Reality-Lösungen zu einem erhöhten Arbeitsschutz mobiler Arbeitskräfte bei. Die Arbeit ist ergonomischer, Informationen sind jederzeit im Blickfeld des Nutzers verfügbar und Mitarbeiter vor Ort können auch aus der Ferne Schritt für Schritt angeleitet werden. Aus diesen Gründen kann damit gerechnet werden, dass die Bedeutung von Wearable-Computing-Lösungen zukünftig noch steigen wird. Viele der genannten Vorteile sind nicht nur in Krisenzeiten von Bedeutung, sondern können auch in unserer neuen Normalität nach der Pandemie Unterstützung im Arbeitsalltag leisten. Einige Einsatzfelder sind bereits bekannt, andere werden sich noch herauskristallisieren. Sicher ist, Augmented Reality ist heute schon eine bedeutsame Technologie, wenn es um Arbeitsschutz geht.

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* Wiebke Beck ist Marketing-Assistenz bei der Ubimax GmbH in 28217 Bremen, Tel.: (04 21) 33 55 83-00, info@ubimax.com

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