Kommentar Woran Low-Code-Projekte scheitern – und wie sie gelingen

Ein Gastkommentar von Philipp Erdkönig*

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38 Prozent der Unternehmen entscheiden sich für Low-Code-Plattformen, um IT-Lösungen schnell bereitstellen zu können. Warum über die Hälfte dieser Projekte jedoch scheitern und was eine mögliche Alternative zum Citizen Development sein könnte, verrät dieser Artikel.

Citizen Developer sollen IT-Fachkräfte ersetzen und ohne Programmierkenntnisse selbstständig Anwendungen entwickeln. Kann das funktionieren?
Citizen Developer sollen IT-Fachkräfte ersetzen und ohne Programmierkenntnisse selbstständig Anwendungen entwickeln. Kann das funktionieren?
(Bild: gemeinfrei / Unsplash)

Das Modell des Citizen Development mithilfe von Low-Code-Plattformen wird häufig als die Lösung gehandelt, mit der Unternehmen trotz des Mangels an IT-Fachkräften die eigene Digitalisierung schnell und einfach vorantreiben können. Über simple Drag-and-Drop-Mechanismen der Low-Code- oder No-Code-Plattformen sollen dabei auch Anwenderinnen und Anwender ohne Fachkenntnisse umsetzen können, was früher eine Programmierung mit High-Code erforderte. Das Versprechen laut einer in den Vereinigten Staaten von der CIMI Corporation durchgeführten Untersuchung: Prozesse um bis zu 87 Prozent beschleunigen.

Trotzdem scheitern heute 54 Prozent der Citizen-Development-Projekte innerhalb des ersten Jahres ihrer Laufzeit, weitere 28 Prozent erzielen nur marginale Ergebnisse.

Warum Citizen-Development-Projekte scheitern

Wenn Citizen Developer Anwendungen entwickeln, fehlt ihnen dabei oft sowohl Zeit wie auch das Wissen, dass zur Applikations-Entwicklung nicht nur die eigentliche Konstruktion gehört. Auch Anforderungserfassung, Design, Modellierung, Sicherheits-Aspekte, Bereitstellung, Versions- und Änderungsverwaltung, Metriken, Überwachung, Prüfung, die Einhaltung von Vorschriften, Wartungsverfahren, Benutzerakzeptanz und -engagement sowie die Feedbackerfassung sind von Relevanz.
Die Folge: Anwendungen von Citizen Developern müssen aufgrund von Fehlern meist unter der Kontrolle der IT-Abteilungen wieder neu aufgebaut werden.

Sind diese schließlich fertiggestellt, ergeben sich darüber hinaus oft Schwierigkeiten bei der Verwaltung, Kontrolle und Änderung der Applikationen. Auch die Integrationen und Skalierungen in andere Systeme des Unternehmens können eine Herausforderung darstellen.

In der Folge entstehen Insellösungen, die nur schwer überprüfbar und unternehmensübergreifend nutzbar sind. Verlassen einzelne Citizen Developer das Unternehmen, geht Wissen über die Entwicklung der Anwendung unwiederbringlich verloren.

Letztlich sind es nur die IT-Fachleute, die dieses Wissen gesammelt zusammenführen und den Blick auf das große Ganze haben. Sie sorgen dafür, das Betriebsrisiko bei der Anwendungsentwicklung möglichst klein sowie den Nutzen für das Unternehmen möglichst groß zu halten.

In der Praxis kann die Umsetzung der Citizen-Development-Idee als solche also kaum als langfristige Lösung betrachtet werden – besonders beim Handling von geschäftskritischen Anwendungen. Es braucht einen Ansatz, der sich stattdessen auf die effiziente Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen Citizen Developern und IT fokussiert.

Eine mögliche Lösung: Citizen-assisted Development

Eine Alternative ist der Ansatz des Citizen-assisted Developments. Dieser geht davon aus, dass Fachanwender und -anwenderinnen Anforderungen sammeln und einen Anwendungsprototyp innerhalb einer No-Code-Plattform erstellen. Das Tool stellt dabei sicher, dass alle von der IT benötigten Informationen gesammelt werden, um den Prototyp später in die endgültige Anwendung überführen zu können. Der so erstellte Prototyp kann in diesem Stadium zum Testen gestartet und mithilfe des Feedbacks der Citizen Developer schnell und agil verändert werden.
Die Aufgabe der IT besteht darin, die Konfiguration des Prototyps nach Übernahme in eine Low-Code-Entwicklungsumgebung zu vervollständigen und ihn in eine vollwertige Lösung zu verwandeln – nicht darin, eine Anwendung auf Basis von beschreibenden Dokumenten und Grafiken neu zu entwickeln. Dieser Ansatz entlastet die IT-Teams und ermöglicht es ihnen, bisher unmögliche Größenordnungen von neuen Anwendungen pro Jahr umzusetzen und so langfristig das Backlog abzubauen.

Das Testen von Prototypen überprüft die Applikationen außerdem bereits auf ihre Sinnhaftigkeit, bevor die IT-Abteilung involviert wird. Letztere kann dann auf Grundlage deutlich definierter und klarer Anforderungen verschiedene Anwendungen entwickeln sowie diese in einer einzigen Technologieplattform bereitstellen.

Die Klarheit, Einheitlichkeit und deutliche Kommunikation, die das Modell des Citizen-assisted Development ermöglicht, beschleunigt die Anwendungsentwicklung und verbessert das Endergebnis für einzelne Anwender und Anwenderinnen, die IT-Abteilung sowie das gesamte Unternehmen deutlich.

Dieser Beitrag ist ursprünglich auf unserem Partnerportal Industry of Things erschienen.

* Philipp Erdkönig ist Consultant bei Webcon.

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