Serie Fachkräftemangel - Teil 2 Automatisierung – Lösung für den Fachkräftemangel?

Autor Melanie Krauß

Digitalisierung und Automatisierung machen Hoffnung auf eine Entspannung des Arbeitsmarkts. Das sieht auch knapp jede zweite Führungskraft in einer aktuellen Hays-Befragung so. Experten zufolge ist das Thema jedoch differenziert zu betrachten.

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So einfach ist es dann doch nicht: Digitalisierung und Automatisierung können nicht die benötigten Fachkräfte ersetzen.
So einfach ist es dann doch nicht: Digitalisierung und Automatisierung können nicht die benötigten Fachkräfte ersetzen.
(Bild: ©pathdoc - stock.adobe.com)

Knapp die Hälfte (48 %) der Führungskräfte im Maschinen- und Anlagenbau geht laut einer aktuellen Befragung des Personaldienstleisters Hays davon aus, dass die zunehmende Automatisierung und Digitalisierung den Fachkräftemangel abschwächen werden. Experten sehen das jedoch kritisch. „Besonders im Segment der Hochqualifizierten sehe ich nicht, dass die Digitalisierung Abhilfe schaffen könnte“, warnt beispielsweise Holger Hirsch, Verantwortlicher für den Hays-Geschäftsbereich Anlagen- und Maschinenbau. „Es verändern sich lediglich die Profile. Die Verfahrensingenieure entwickeln dann beispielsweise Konzepte für Automatisierung und Digitalisierung.“

Befragungen des Instituts für angewandte Arbeitswissenschaften (ifaa) aus den Jahren 2015 und 2019 deuten ebenfalls darauf hin, dass sich das Fachkräfteproblem nicht so einfach lösen lässt. Die Untersuchungen ergaben, dass die Mehrheit der teilnehmenden Unternehmen aus der Metall- und Elektrobranche zwar davon ausgeht, dass die Beschäftigung in den unteren Entgeltgruppen durch die Digitalisierung abnehmen wird. Gleichzeitig erwarten die Unternehmen jedoch eine Zunahme der Beschäftigung in den mittleren und oberen Entgeltgruppen – und damit genau dort, wo die Fachkräfte derzeit fehlen. „Eine eindeutig entlastende Wirkung der Digitalisierung auf den Fachkräftemangel durch die Subvention menschlicher Arbeit ist demnach nicht zu erwarten“, sagt auch Dr.-Ing. Frank Lennings, Leiter des Fachbereichs Unternehmensexzellenz beim ifaa. „Die Digitalisierung kann jedoch in erheblichem Maße dazu beitragen, das vorhandene Fachkräftepotenzial besser zu nutzen.“

Als konkretes Beispiel dafür nennt Lennings den Fall eines Zerspanungsdienstleisters, der zeigt, dass sich Digitalisierung auch für kleine Unternehmen lohnen kann. „Dort hat man überlegt: Was wäre denn für uns im Alltag eine wirklich sinnvolle Lösung, die unsere Prozesse vereinfacht und Fehler reduziert, die uns nicht an den Rand des Ruins treibt und für die wir nicht externe Experten brauchen, mit denen wir dann zuerst zwei Jahre planen?“ Das Ergebnis war, dass das Unternehmen digitalisierte, netzwerkfähige Messinstrumente angeschafft hat. Seitdem werden Messwerte automatisch übertragen und müssen nicht mehr händisch und umständlich von den Mitarbeitern abgelesen und notiert werden.

Digitalisierung funktioniert auch im Kleinen

„Digitalisierung muss nicht immer die komplett vernetzte Fabrik sein“, fasst Lennings zusammen. „Es können auch einfache Lösungen sein für bestimmte Felder, in denen beispielsweise viele Fehler passieren oder Kapazitäten fehlen.“ Es gehe unter anderem darum, Mitarbeiter von unproduktiven Routinetätigkeiten zu entlasten, ihre Einsatzmöglichkeiten beispielsweise mithilfe von Assistenzsystemen zu erweitern oder in kritischen Entscheidungssituationen gezielt Informationen bereitzustellen, etwa durch Echtzeitdaten, Prognosen oder Simulationsergebnisse.

In der Theorie klingt das durchaus gut, in der Praxis hapert es derzeit allerdings noch. „Wir sehen, dass viele unserer Kunden erst am Anfang ihrer Digitalisierungsvorhaben stehen“, sagt Hirsch. Fakt ist jedoch: Wer nicht digitalisiert, kann auch nicht von den positiven Effekten auf den Fachkräftemangel profitieren und wird vielleicht sogar abgehängt. Höchste Zeit also, die Chance zu ergreifen und Ansätze für das eigene Unternehmen zu entwickeln – am besten gemeinsam mit den vorhandenen Fachkräften.

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