Zuliefererfiasko Automobilzulieferer haben die Nase gestrichen voll

Quelle: Pressemitteilung diverser Verbände

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Angesichts explodierender Energiekosten und mangelnder Kooperationsfähigkeit der Automobilkonzerne gerate die Zulieferbranche zunehmend aus der Spur. Acht Verbände reden hier Tacheles.

Deutsche Industrie am Abgrund? Die Automobilindustrie kommt ihren Zulieferern in diesen Krisenzeiten kaum entgegen, die Politik betreibt Hinhaltetaktik. Viele Verbände sind verärgert, viele Automobilzulieferer wollen der Branche den Rücken kehren. Hier die Argumente und Forderungen der Betroffenen.
Deutsche Industrie am Abgrund? Die Automobilindustrie kommt ihren Zulieferern in diesen Krisenzeiten kaum entgegen, die Politik betreibt Hinhaltetaktik. Viele Verbände sind verärgert, viele Automobilzulieferer wollen der Branche den Rücken kehren. Hier die Argumente und Forderungen der Betroffenen.
(Bild: F. Meierinck)

Und das aktuelle Entlastungspaket werde es nicht schaffen, die betroffenen Unternehmen wieder auf eine sichere Route zu bugsieren. Man erlebe bei den meist mittelständischen Mitgliedsunternehmen eine maximale Unsicherheit. Ohne staatlichen Deckel, ein breiteres Stromangebot und unternehmensorientierte Maßnahmen würden die Energiekosten in Deutschland zum maßgeblichen Standortnachteil. Gleichzeitig brauchen die Mittelständler sofortige Unterstützung durch ihre Kunden, heißt ein Lösungsvorschlag.

Deutliche Worte kommen deshalb von den Industrieverbänden Blechumformung (IBU), Massivumformung (IMU) und Härtetechnik (IHT), den Fachverbänden Pulvermetallurgie (FPM) und Metallwaren- und verwandte Industrien (FMI) sowie dem Verband der Deutschen Federnindustrie (VDFI) und dem Deutschen Schraubenverband (DSV). Auch der Wirtschaftsverband Stahl- und Metallverarbeitung (WSM) schließt sich dem an. Hier die einzelnen Statements zur „Lage der Nation“.

Stromkostenwahnsinn! Es ist jetzt fünf vor zwölf!

Ausgangspunkt sind wahnwitzige Energiekosten! Strompreissteigerungen um das 15-Fache des Vorjahres und 1.000-prozentige Gaspreisanstiege katapultieren Zulieferer in ausweglose Lagen. „Es ist fünf vor zwölf“, warnt IBU-Geschäftsführer Bernhard Jacobs. Wenn der Staat die Energiepreise jetzt nicht deckele, ruiniere er in kürzester Zeit die Unternehmen und zerstöre viele Tausende Arbeitsplätze. Tobias Hain, der IMU-Geschäftsführer, ergänzt: „Wir fordern zur Preisberuhigung eine breit aufgestellte Stromproduktion. Und den Fall der überkommenen Strompreisbildung, des sogenannten Merit-Order-Prinzips.“ Der Staat müsse alle denkbaren Maßnahmen und Regelungen ergreifen und dabei deren langfristige Auswirkungen bedenken.

Kooperative Geschäftsmodelle helfen allen

Mittelständische Unternehmen brauchten jetzt Tempo und dazu die Kooperationsbereitschaft ihrer Kunden. Geschäftsmodelle, die das alleinige Beschaffungsrisiko beim Zulieferer sehen, haben sich nämlich nach Ansicht vieler überlebt. „Erfolgreiche Automobilisten denken die Zukunft ihrer Zulieferer bereits mit“, weiß FMI-Geschäftsführer Werner Liebmann. Natürlich verhandle jedes Zulieferunternehmen selbst mit seinen Kunden. „Die Branche werde aber nicht länger der Puffer sein können, der unternehmerische Risiken von Kunden fernhält“, unterstreicht DSV-Geschäftsführer Hans Führlbeck. Konkret bedeute das: Zahlungsziele, Savings-Rituale und die Verbindlichkeit von Bestelldaten müssten an die aktuellen Marktverhältnisse angepasst werden.

Transparenz und Konsequenz sind für Dirk Hölscheid, Geschäftsführer der Verbände FPM und IHT, ein Schlüssel zur Problemlösung. Er sieht keine Zeit mehr zum Taktieren und Auf-Zeit-Spielen. Zulieferer, die ihre Kosten offen und nachvollziehbar darlegen, haben das Recht, von Kunden Fairness, Akzeptanz und schnelles Handeln einzufordern, so seine klare Meinung.

Viele Automobilzulieferen reicht es schon jetzt

Noch erklärten liquide Automobilhersteller die Themen Energie- und Logistikkosten zum alleinigen Lieferantenproblem. Sie spielen also auf Zeit, und bemühen den Begriff „Painsharing“. Mit dieser Strategie könnten sie allerdings gegen die Wand laufen, denn erste Zulieferer denken über ihren Ausstieg aus der automobilen Lieferkette nach. Bernhard Jacobs vom IBU macht klar: „Sie suchen nach neuen Geschäftsfeldern und kooperativen Kunden, weil sie keine Lust mehr auf die alten Verhandlungsrituale haben.“ Werden ihre Kunden – Automobilhersteller und Systemlieferanten – die daraus folgende Gefahr rechtzeitig erkennen, oder den Bogen überspannen?“, fragt sich dabei Tobias Hain. Letzteres würde die Automobilproduktion empfindlich ausbremsen. Es bleib zu hoffen, dass die Autobauer rechtzeitig die Kurve kriegen, und die Politiker ihre Entscheidungen beschleunigen.

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