Entgraten/Teilereinigung Bessere Ergebnisse mit weniger Aufwand

Autor Stéphane Itasse

Mehr Sauberkeit, weniger Kosten – dieser Spagat der Anforderungen ist für die Hersteller von Anlagen zur Teilereinigung oder zum Entgraten Alltag. Doch auch wenn es unvereinbar klingt: Auf der AMB 2016 sind einige Neuerungen zu sehen, die diese scheinbaren Gegensätze zusammenbringen.

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Im Inneren viel Neues: Für seine Teilereinigungsanlagen hat Mafac ein neues System entwickelt, das schwer zugängliche Bauteilbereiche gezielt reinigt.
Im Inneren viel Neues: Für seine Teilereinigungsanlagen hat Mafac ein neues System entwickelt, das schwer zugängliche Bauteilbereiche gezielt reinigt.
(Bild: Mafac)

Um bei der Teilereinigung auch Hinterschneidungen, winklige Kanäle, Sacklochbohrungen oder andere schwierige Geometrien zu säubern, lassen die Anwender ihre Maschinen oft so lange laufen, bis auch der letzte Bauteilwinkel gereinigt ist. Betrachtet man die offen liegenden Bauteilflächen, ist das freilich eine Zeit- und Energieverschwendung, da sie wesentlich länger gereinigt werden als nötig. Hier setzt Mafac mit seiner Neuerung an: Ein neues Verfahren sorgt dafür, dass nur noch dort länger gereinigt und getrocknet wird, wo es nötig ist.

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Herzstück des Systems ist laut Hersteller ein spezielles Werkstück-Positioniersystem mit neu entwickelter Zentrallagerkinematik. Dabei sorgen Mediumdüsen im Werkstückträger für die gezielte Beaufschlagung der Funktionsgeometrien, während die flächigen Sekundärgeometrien weiterhin global bearbeitet werden. In Kombination mit der patentierten gegenläufigen Rotationsbewegung von Korbaufnahme- und Spritzsystem entstehen Verwirbelungen, die eine An- und Durchströmung schwer erreichbarer Konturen ermöglichen. Partikuläre und filmische Verunreinigungen werden dadurch effektiv und mit reproduzierbarem Ergebnis entfernt. Je nach Werkstück kann die Beaufschlagung individuell bestimmt und programmiert werden.

Gezielte Bauteilreinigung spart mindestens 20 % der Taktzeit ein

Mit dieser Neuerung lassen sich Prozesszeiten verkürzen und Durchsätze erhöhen. „Wir haben die Ergebnisse noch nicht genau validiert, aber wir sparen mindestens 20 bis 30 % an Taktzeit. Auch die Energieeinsparungen liegen deutlich im zweistelligen Prozentbereich“, sagte Mafac-Entwicklungsleiter Joachim Schwarz im Gespräch mit MM MaschinenMarkt. Somit kann der Reinigungsprozess mit weniger Temperatur und Chemie erfolgen. Dies spart nicht nur Energie, sondern schont auch Ressourcen. Zudem ermöglichen verschiedene Werkstück-Positioniersysteme, kombiniert mit der flexiblen Steuerung, die Reinigung unterschiedlicher Teile auf ein und derselben Maschine.

Geeignet ist das neue Verfahren für zahlreiche Werkstücke mit komplexen innen liegenden Geometrien verschiedener Branchen wie des Maschinenbaus, der Automobilindustrie, der Medizintechnik, der Druckgussindustrie oder der Hydraulik. Auch mittels 3D-Druck hergestellte Produkte lassen sich damit zuverlässig und sicher reinigen.

Pero zeigt besonders kompakte Vollvakuum-Teilereinigungsanlage auf der AMB 2016

Der Konkurrent Pero AG stellt auf der AMB 2016 erstmals seine Teilereinigungsanlage R0 vor, eine besonders kompakte Vollvakuumanlage. „Wir haben uns für dieses Modell entschieden, weil sich darin die gesamte Technologie aktueller Reinigungsanlagen für Nassverfahren mit gängigen Lösemitteln, modifizierten Alkoholen und Kohlenwasserstoffen wiederfindet“, sagt Michael Ickert, Assistent der Geschäftsleitung der Pero AG. Die Teilereinigungsanlage R0 ist laut Hersteller für die Zwischen- und Endreinigung sowie das Erreichen der technischen Sauberkeit bei kleinen Teilen konzipiert. Wird sie mit zwei Medientanks ausgeführt, erlaubt sie eine Auswahl der Prozesskombinationen Reinigen und Spülen beziehungsweise Reinigen und Konservieren.

Auch einen neuen Ansatz für mehr Effizienz in der Teilereinigung stellt BVL Oberflächentechnik auf der AMB vor. Unter dem Begriff Smart Cleaning hat der Anlagenhersteller sieben Apps für die Überwachung und automatisierte Steuerung der Reinigungsanlagen auf den Markt gebracht. Das Unternehmen bereitet so nach eigenen Angaben den Weg für Industrie 4.0: die digitale Vernetzung der Reinigungsanlage, um die gesamte Produktion zu optimieren.

Apps machen eine effiziente Teilereinigung für den Bediener einfacher

Mit der App Reinigermanagement zum Beispiel lässt sich die Reinigerkonzentration dauerhaft konstant auf dem gewünschten Niveau halten. Der Anlagenbediener wird entlastet, denn das manuelle Nachdosieren entfällt. Der geplante Badwechsel-Timer soll den optimalen Zeitpunkt für den Badwechsel in der Anlage vorhersagen.

Andere Apps, wie die Trocknungssteuerung oder das Abluftmanagement, regeln die Temperatur in der Trocknungszone oder dem Vakuumtrockner, um den Trockenvorgang zu optimieren. Die App reduziert Zeit und Energieeinsatz auf das nötige Minimum.

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