China Market Insider China will beim Wasserstoff den Pionier Japan überholen

Von Henrik Bork

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China könnte schon bald Japan seine Rolle als globaler Marktführer in der Wasserstoffwirtschaft streitig machen. Was dazu noch notwendig ist und wo Deutschland in dem Rennen steht.

(Bild: ©Eisenhans - stock.adobe.com)

Sowohl China als auch Japan sind starke Befürworter der sauberen Wasserstoffenergie. Beide führen weltweit beim Aufbau entsprechender Wertschöpfungsketten, wie ein globaler Vergleich verschiedener Faktoren des japanischen Forschungs-Instituts Astamuse zeigt. Doch China holt mit schnellem Tempo auf.

Japan führt momentan noch im globalen Rennen um die Patente für industrielle Anwendungen von Wasserstoff, zitiert die chinesische Ausgabe des japanischen Wirtschaftsmagazins Nikkei aus der Studie. Die meisten der 170.000 Patente, die zwischen 2010 und 2019 weltweit in dem Bereich angemeldet worden sind, stammen aus Japan. China, die USA und Südkorea kämpfen um den zweiten Platz, danach folgen Deutschland und andere Länder.

Auch in einer globalen Rangliste von Unternehmen, die im Bereich Wasserstoff besonders aktiv sind und daher viele Patente halten, führen zwei japanische Konzerne – Toyota (2.250.122 Patente) und Nissan (991.284 Patente). An dritter Stelle folgt der Hyundai Konzern aus Südkorea mit 938.653 Patenten, gefolgt von der chinesischen Akademie der Wissenschaften (869.282 Patente). Unter den „Top 10“ befindet sich kein einziges deutsches Unternehmen.

Japan hat einen zeitlichen Vorsprung

Japans Regierung hatte schon früh mit der Förderung von Wasserstoff als Energieträger im Transportwesen, aber auch für besonders energiehungrige Industrien wie etwa die Stahlindustrie begonnen. 2014 hatte Tokio eine „Roadmap“ veröffentlicht, die 2019 aktualisiert worden ist. Demnach sollen bis 2030 in Japan pro Jahr zehn Millionen Tonnen Wasserstoff produziert und eine komplette industrielle Wertschöpfungskette für Wasserstoff aufgebaut werden.

Momentan liegt China vergleichsweise noch zurück. Experten in China geben zu, dass ihr Land technisch und insbesondere bei der Produktion von „grünem Wasserstoff“ aus erneuerbaren Energien derzeit ungefähr auf dem Stand ist, auf dem Japan in den 90er Jahren waren. Aber China holt jetzt in Riesenschritten auf. „Ich glaube, dass China bis 2025 aufholen wird,“ sagte Chai Maorong, CTO für Wasserstofftechnologie in Chinas „State Power Investment Corporation“ kürzlich in einem Interview mit der „South China Morning Post“.

Bis zum vergangenen Jahr gab es in China erst 7.300 Fahrzeuge mit Brennstoffzellen. Dies waren vor allem Nutzfahrzeuge für Kommunen. Nun aber hat sich die Pekinger Zentrale ehrgeizige Ziele gesetzt – viel ehrgeizigere als Japan. Schon bis 2025 sollen in China zwischen 50.000 und 100.000 Brennstoffzellen-Fahrzeuge produziert werden. 2035 sollen es dann eine Million sein.

China investiert auch in die industrielle Nutzung von Wasserstoff

Die vielfältigen staatlichen Subventionen, die in China zum Erreichen solcher Ziele ausgeschüttet werden, sind dabei nicht nur auf den Transportsektor beschränkt – auch wenn dieser Symbolcharakter hat. Vielmehr investiert China auch stark in die industrielle Nutzung von Wasserstoff. Um zunehmend auch energiehungrige Industrien wie die Chemieindustrie des Landes mit grünem Wasserstoff zu versorgen, fördert Peking beispielsweise Großprojekte zur Wasserstoff-Erzeugung durch Elektrolyse mit Solarenergie. Auch die staatlichen Chemiekonzerne in China investieren auf Anweisung aus der Zentrale intensiv in den Ausbau von Wertschöpfungsketten für Wasserstoff in der Industrie (unser Partnerportal Process berichtete).

Die Anzahl der Wasserstoff-Tankstellen, die momentan noch vor allem von Bussen und anderen Nutzfahrzeugen frequentiert werden, hat daher ebenfalls nur einen symbolischen Wert, wenn es um den Vergleich zwischen China und Japan geht. Hier aber sieht man deutlich, wie schnell China aufholt. Noch vor wenigen Jahren war Japan dort einsamer Spitzenreiter. Bis Juni 2021 aber gab es in China 146 Wasserstoff-Tankstellen – nur noch eine weniger als in Japan. Deutschland rangiert in diesem Rennen übrigens mittlerweile weit abgeschlagen auf Platz Drei, mit 87 Tankstellen.

* Henrik Bork ist Managing Director bei Asia Waypoint, einer auf China spezialisierten Beratungsagentur mit Sitz in Peking. „China Market Insider“ ist ein Gemeinschaftsprojekt der Vogel Communications Group, Würzburg, und der Jigong Vogel Media Advertising in Beijing.

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