Stau auf See Containerschiffstau wird durch Streiks nur noch schlimmer
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Häfen sind Warenumschlagplätze für Im- und Export, wo alles sonst reibungslos abläuft. Doch die Folgen des jüngsten Warnstreiks kehren das ins Gegenteil um.

Der 48-stündige Hafenarbeiterstreik von letzter Woche hat die sich stauende „Schlange“ von Containerschiffen auf der Nordsee deutlich verlängert. Der Ökonom Vincent Stamer vom Kiel Institut für Wirtschaftsforschung (IFW) betont, dass dort erstmals seit Beginn der IFW-Datenerhebung in 2016 über 20 Containerschiffe auf die Einfahrt in einen deutschen Hafen warten müssen. Demnach binden weiterhin allein die Containerschiffstaus in der Nordsee über 2 Prozent der globalen Frachtkapazität. Der Großteil davon befinde aber nun in der Deutschen Bucht, von der aus leistungsstarke Containerhäfen wie Hamburg und Bremerhaven angesteuert werden können.
Deutsche Wirtschaft muss wieder Lieferverzögerungen hinnehmen
Zwar ist die Situation nicht ausschließlich auf die Streiks der Hafenbelegschaft zurückzuführen, merkte Stamer an, doch sowohl die Streiks als auch Kapazitätsengpässe an den Häfen verschärfen die unschöne Situation. Die deutsche Wirtschaft müsse sich deshalb kurzfristig auf weitere Lieferverzögerungen einstellen und mittelfristig mit höheren Importpreisen rechnen. Speziell wenn es sich um Produkte aus Ländern außerhalb Europas handle.
Seit Beginn der Coronapandemie haben die Entscheidungen zu Lockdowns vor allem in chinesischen und amerikanischen Häfen die Fahrpläne im globalen Verkehr von Container- und Frachtschiffen durcheinandergewirbelt, erinnerte der Experte. Damit seien auch die sonst präzisen Abläufe an den Kais zusehends aus dem üblichen Tritt geraten. Beispielsweise gebe es in den Häfen kaum Containerstellplätze, weil Boxen, die sonst in kurzer Zeit weitertransportiert werden könnten, nun zwischengelagert werden müssten. Das ist schlimm, denn über 90 Prozent des weltweiten Warenhandels wird per Schiff abgewickelt, wie Stamer wissen lässt.
Das war aber bis mindestens Ende August der letzte Warnstreik
In dieser Situation traf der jüngste Warnstreik der Hafenarbeiter die Hafenlogistiker und damit auch die Reedereien als deren Kunden besonders hart. Die Gewerkschaft Verdi und der Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) streiten in mittlerweile sieben Verhandlungsrunden darum, wie hoch die Entgelte der Hafenarbeiter steigen sollen – begleitet von nunmehr drei Warnstreiks. Und immernoch ist keine Einigung in Sicht.
Weitere Arbeitskämpfe seien aber bis Ende August ausgeschlossen. Ein in der vorigen Woche vor dem Hamburger Arbeitsgericht geschlossener Vergleich sieht nämlich vor, dass die Tarifparteien bis Ende kommender Woche drei weitere Verhandlungstermine bis zum 26. August vereinbaren müssen. Verdi darf demnach in diesem Zeitraum zu keinen weiteren Warnstreiks aufrufen.
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Handelsströme
Containerschiffe stauen sich in der Nordsee
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