Tarifstreit-Dilemma Erneuter Warnstreik der deutschen Hafenarbeiter
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Der Tarifstreit um die Löhne deutscher Hafenarbeiter ist noch heiß. Gewerkschaft Verdi rief heute zum erneuten Warnstreik auf – diesmal dauert`s noch länger als beim letzten Mal...

Wegen eines erneuten Warnstreiks der Hafenarbeiter wird es in den großen deutschen Seehäfen heute wohl abermals still werden, heißt es. Der Streik, den die Gewerkschaft Verdi empfiehlt, wird diesmal sogar für 48 Stunden anberaumt. Mit Beginn der Frühschicht bis zum Samstagmorgen soll die Arbeit niedergelegt werden. Man hat bereits begonnen. Damit soll im festgefahrenen Tarifstreit um höhere Löhne der Druck nach mittlerweile sieben ergebnislosen Verhandlungsrunden nochmals erhöht werden. Die Warnstreiks betreffen alle wichtigen Häfen an der Nordsee, was folglich die Seehäfen Hamburg und Bremerhaven, Bremen, Emden, Wilhelmshaven und Brake betrifft, wie Verdi-Verhandlungsführerin Maya Schwiegershausen-Güth sagte.
„Eine unverantwortliche Haltung der Gewerkschaft“...
Ein weiterer Ausstand in den Seehäfen komme allerdings für die Hafenlogistiker zur denkbar schlechtesten Zeit. Denn coronabedingt herrscht im globalen Verkehr von Container- und Frachtschiffen bekanntlich ohnehin schon lange ein großes Tohuwabohu. Der jetzige Streik könne also die Abläufe an den Kais noch mehr lähmen. Nach jüngsten Berechnungen des Kiel Instituts für Weltwirtschaft (IfW) stecken in der Nordsee inzwischen über 2 Prozent der globalen Frachtkapazität fest. Derzeit warten allein auf Ankerplätzen in der Deutschen Bucht rund 20 Frachter auf Abfertigung, die meisten mit Kurs auf Hamburg, heißt es weiter. Für den Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) ist dieser Streikaufruf angesichts der Lieferkettensituation, die sich auf ganz Deutschland auswirkt, eine unverantwortliche Angelegenheit.
Keine Einigung trotz Marathon-Tarifverhandlungen
Zuvor war es dem ZDS und Verdi auch in einer siebten, über acht Stunden dauernden, Verhandlungsrunde nicht gelungen, einen für beide Seiten akzeptablen Tarifkompromiss zu erzielen. Beide Seiten verhandeln für rund 12.000 Beschäftigte in 58 tarifgebundenen Betrieben in Hamburg, Niedersachsen und Bremen. Die Hafenarbeiter hatten bereits im Juni zweimal die Abfertigung von Schiffen lahmgelegt, was zuletzt am 23. Juni für 24 Stunden geschah.
Verdi sei dabei mit einem Forderungspaket angetreten, das nach eigener Aussage je nach Lohngruppe bis zu 14-prozentige Entgelterhöhungen bei einer Laufzeit von 12 Monaten bedeuten würde. Der ZDS hat nach mehrfachen Nachbesserungen zuletzt bekanntlich ein finales Angebot auf den Tisch gelegt, das der Verband für Containerbetriebe mit einem Volumen von bis zu 12,5 Prozent beziffert. Und für konventionelle Betriebe wären es 9,6 Prozent, allerdings mit einer Laufzeit von 24 Monaten. Forderung und Angebot umfassten dabei mehrere Komponenten, die aus einer Erhöhung der Stundenlöhne, der Zulagen sowie aus Einmalzahlungen bestünden.
Jede Verhandlungspartei fühlt sich dabei im Recht...
Die Verdi-Verhandlungsführerin kritisierte, dass das aktuelle Angebot in der Betrachtung aller Komponenten noch immer ungenügend ist. Denn ihrer Meinung nach, verteilt das Angebot das Risiko der Preisentwicklung, insbesondere im zweiten Jahr, einseitig auf die Schultern der Beschäftigten.
ZDS-Verhandlungsführerin Riedel konterte damit, dass Verdi auf Maximalforderungen pocht, während in vergleichbaren Branchen aktuell Tarifabschlüsse mit teilweise deutlich niedrigeren Konditionen abgeschlossen werden.
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