Industrieinvestitionen Große Projekte in Spanien beleben die Industrieinvestitionen

Autor Stéphane Itasse

Eurokrise? Schuldenkrise? Stahlkrise? Spaniens Industrie hat diese negativen Schlagworte offenbar abgehakt. Deutlich zeigt dies eine ganze Reihe von Großprojekten in der Industrie, an denen teilweise auch deutsche Unternehmen beteiligt sind.

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Für den Bau einer schlüsselfertigen Glüh- und Beizlinie für Kaltband setzt der weltgrößte Edelstahlhersteller Acerinox aus Spanien auf den österreichischen Lieferanten Andritz.
Für den Bau einer schlüsselfertigen Glüh- und Beizlinie für Kaltband setzt der weltgrößte Edelstahlhersteller Acerinox aus Spanien auf den österreichischen Lieferanten Andritz.
(Bild: Andritz)

So hat beispielsweise der weltgrößte Edelstahlproduzent Acerinox Europa einen Auftrag zur Lieferung einer schlüsselfertigen Glüh- und Beizlinie für Kaltband im Werk Campo de Gibraltar, Los Barrios, an den österreichischen Andritz-Konzern erteilt. Die Linie wird Flacherzeugnisse aus Edelstahl wie Qualitätsbänder der Oberflächenkategorien 2D und 2B herstellen und eine Jahreskapazität von 300.000 t aufweisen. Die Produktion des ersten Bundes ist laut Andritz für das dritte Quartal 2017 geplant. Der Lieferumfang umfasst auch das Dressiergerüst und die Richtmaschine, die Automatisierung und Elektrik sowie die Instrumentierung.

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Der spanische Maschinenbauer Fagor Arrasate kann sich zugleich über einen Auftrag für eine Querteilanlage von Acerinox freuen. Die neue Anlage soll Edelstahl vom Coil in einer Breite bis 800 mm und in einer Stärke von 0,3 bis 1,2 mm verarbeiten. Das Coilgewicht kann bis zu 10 t erreichen, die Querteilanlage soll bis zu 86 Platinen pro Minute produzieren.

Stahlindustrie setzt auf den Standort Spanien

Auch der weltgrößte Stahlhersteller Arcelor Mittal setzt auf den Standort Spanien. Die dortige Tochtergesellschaft Arcelor Mittal España S.A. hat die deutsche SMS Group mit der Modernisierung des Schienenwalzwerkes Gijón beauftragt. Das Ziel dieser Modernisierung ist die Umstellung der Walzmethode von der herkömmlichen Duo- auf die wirtschaftlichere Universalwalzmethode. Zudem soll die Länge der verkaufsfertigen Schienen von 90 auf 108 m erhöht werden. Kern der Modernisierung ist der Einbau einer Arbeitsgruppe aus einem Universalgerüst und einem Stauchgerüst. Diese werden als CCS-Gerüste (Compact Cartridge Stand) ausgeführt. Zusätzlich wird das vorhandene Fertiggerüst durch ein Universalgerüst ersetzt. Alle Walzgerüste werden hydraulisch angestellt und sichern neben der Qualitätsverbesserung der Schienen auch eine Erhöhung der Verfügbarkeit und Flexibilität der Anlage, wie das deutsche Unternehmen mitteilt.

Der Auftragsumfang umfasst Anpassungsarbeiten am Reversier-Vorgerüst in der Walzenwerkstatt und an der Medienanlage. Ferner führt die SMS Group die Montage aus und übernimmt auch die Anpassung der Automatisierung. Die Kalibrierung und die Walzenführungen für sämtliche Gerüste werden ebenfalls von SMS geliefert. Die Umbauarbeiten werden in mehreren kurzen Stillstandsperioden durchgeführt, um den Produktionsausfall zu minimieren. Der Hauptumbau soll im Sommer 2016 erfolgen.

Einen weiteren Auftrag erhielt die SMS Group von Arcelor Mittal Asturias. Er umfasste im Wesentlichen ein neues Konzept für die Verbrennungstechnik des 150-t/h-Hubbalkenofens, der die dortige Drahtstraße versorgt, sowie den Umbau des Ofens. Die Modernisierung wurde komplett von dem italienischen SMS-Group-Unternehmen SMS Meer SpA durchgeführt.

Automobil- und Rohrhersteller investieren kräftig

Auch die Automobilindustrie investiert kräftig. So hat Fagor Arrasate im laufenden Jahr einen Auftrag von einem nicht genannten deutschen Automobilhersteller zur Lieferung einer Pressenlinie erhalten. Sie besteht aus sechs Pressen mit einem Hub von 1300 mm, wie das spanische Unternehmen berichtet. Die erste Presse hat eine Presskraft von 2100 TN, ein hydraulisches Kissen und ist mit Servotechnik ausgestattet, die übrigen fünf haben eine Presskraft von 1200 TN. Die Automatisierung in der Zuführung und zwischen den Pressen entstammt der jüngsten Generation und wird in Kooperation mit einem Schweizer Unternehmen geliefert, wie es heißt. Die Pressenlinie schafft bis zu 15 Hübe pro Minute und hat damit laut Hersteller die derzeit höchste Performance bei der Herstellung von Außenhautteilen im Automobilsektor.

Im Industriesektor hat das internationale Unternehmen Tubos Reunidos in seiner neuen Fabrik auf Danobat-Maschinen gesetzt, um Gewinde in Rohren und an Schläuchen anzubringen. Die Fläche der neuen Einrichtung umfasst insgesamt 31.500 m², wie Danobat mitteilt.

Die Maschinen sollen die Rohre für Öl- und Gasbohrungen sowie die -förderung mit patentierten Premiumgewinden versehen, wie es heißt. Dazu hat Tubos Reunidos mehrere Danobat-Horizontaldrehmaschinen geordert.

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