Exportmarkt Iran Iranischer Werkzeugmaschinenmarkt startet sein Comeback

Autor Stéphane Itasse

Seit Deutschland und andere westliche Industrieländer vor gut einem Jahr die meisten Wirtschaftssanktionen gegen den Iran aufgehoben haben, herrscht Goldgräberstimmung. Denn sehr viele Industriebranchen wollen ihre veralteten Maschinen und Anlagen ersetzen.

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Zuletzt führten bei den Werkzeugmaschinenexporten aus Deutschland in den Iran die Schmiedemaschinen die Liste an.
Zuletzt führten bei den Werkzeugmaschinenexporten aus Deutschland in den Iran die Schmiedemaschinen die Liste an.
(Bild: Schuler)

Neben der Modernisierung der Ölindustrie bieten vor allem der Automobilbau, die chemische Industrie und die Gesundheitswirtschaft enormes Marktpotenzial für den Maschinen- und Anlagenbau, wie die Landesmesse Stuttgart als Veranstalterin der AMB Iran analysiert hat. Nach der Verschärfung der Sanktionen im Jahr 2010 brach die iranische Wirtschaft 2012 und 2013 ein. Auch durch die Sanktionen war die Wirtschaft Irans gezwungen, sich über die Öl- und Gasindustrie hinaus zu diversifizieren.

Veranstalter der AMB Iran erwarten kräftigen Werkzeugmaschinen-Aufschwung

Irans Maschinenbaumarkt sehen die Stuttgarter deshalb vor einem kräftigen Aufschwung. Die vielen geplanten Großprojekte, Erweiterungsinvestitionen und die Erneuerung der häufig sehr überalterten Industrieanlagen bieten große Chancen. Für die gesamte iranische Wirtschaft würden zwischen 2015 und 2017 Importzuwächse von 20 Mrd. US-Dollar erwartet. Maschinen und Ausrüstungen sollen davon 20 % ausmachen. Der VDMA schätzt das zukünftige Volumen deutscher Maschinenexporte in den Iran auf 800 Mio. bis 1,2 Mrd. Euro. Sollte der Iran seine Investitionen deutlich über das bisherige Niveau steigern, seien auch höhere Zahlen möglich.

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Dass diese Zahlen nicht nur Wunschträume sind, belegen die Daten des Vereins Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken (VDW). So ist der Auftragseingang für die deutsche Werkzeugmaschinenindustrie aus dem Iran im ersten Halbjahr 2016 um 559 % gewachsen, von 1,8 auf 11,8 Mio. Euro, wie eine Befragung des Verbands ergeben hat. Das Land ist damit wieder unter den Top-30-Kunden der deutschen Branche. International lag der Iran beim Verbrauch mit 119 Mio. Euro 2015 auf Platz 41. Das entsprach einem Zuwachs von 34 % in der Landeswährung Rial und sogar von über 43 % in Euro.

Welche Möglichkeiten das Land noch bietet, zeigt ein Rückblick in den Handelsbeziehungen. „Zu Hochzeiten Anfang der 90er-Jahre hat unsere Branche immerhin Werkzeugmaschinen im Wert von nahezu 190 Mio. Euro in den Iran exportiert. Zuletzt betrugen die Ausfuhren nur noch 20 Mio. Euro einschließlich Ersatzteile und Zubehör. Dennoch sind wir nach den Chinesen der zweitgrößte Lieferant“, erläuterte eine VDW-Sprecherin auf Anfrage von MM MaschinenMarkt. Im Jahr 2014 betrug der Werkzeugmaschinenverbrauch noch 82 Mio. Euro.

Von den westlichen Sanktionen gegenüber Iran hat China profitiert

Der Vorsprung der chinesischen Unternehmen ist allerdings immer noch groß: Dank der Sanktionen westlicher Staaten konnten die Werkzeugmaschinenbauer aus dem Reich der Mitte ihren Anteil an den Einfuhren von 27 % im Jahr 2012 auf 45 % im Jahr 2015 ausbauen, Deutschland rangierte in diesem Zeitraum mit einem Anteil zwischen 14 und 17 % deutlich dahinter. Auf den weiteren Plätzen in der Importstatistik folgen als Werkzeugmaschinen-Lieferländer die Türkei und Italien, das letztere Land musste 2015 eine Halbierung des Einfuhranteils von 12 auf 6 % hinnehmen.

Bei den Maschinenarten, die Deutschland in den Iran exportiert, fällt auf, dass die Umformmaschinen meist den Umsatz dominieren – mit Ausnahme des Jahrs 2013. Für das gesamte Jahr 2015 stehen Umsätze von 7,84 Mio. Euro mit Zerspanungsmaschinen und von 11,935 Mio. Euro mit Umformmaschinen in den Büchern der deutschen Hersteller, in den ersten drei Quartalen 2016 waren es 5,216 Mio. Euro für die Zerspanung und 18,707 Mio. Euro für die Umformung. Allerdings gab es in diesem Zeitraum auch ungewöhnlich große Umsätze im Bereich der Schmiedemaschinen und -hämmer, auf die allein 14,6 Mio. Euro entfielen.

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