Dr. Heinz-Jürgen Prokop im Exklusiv-Interview Schrittweise zur vernetzten Fabrik

Redakteur: Udo Schnell

Für Trumpf steht die Digitalisierung im Fokus des Messeauftritts auf der Blechexpo. Wir sprachen mit Dr.-Ing. Heinz-Jürgen Prokop, Mitglied des Vorstands und dort verantwortlich für den Bereich Werkzeugmaschinen, über die Bedeutung von Industrie 4.0 und Künstlicher Intelligenz für Trumpf, seine Kunden und die Branche.

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Dr.-Ing. Heinz-Jürgen Prokop: „Unser Ansatz heißt: einfach anfangen, schrittweise anpassen und dann komplett vernetzen!“
Dr.-Ing. Heinz-Jürgen Prokop: „Unser Ansatz heißt: einfach anfangen, schrittweise anpassen und dann komplett vernetzen!“
(Bild: Udo Schnell / VCG)

MM: Herr Dr. Prokop, Trumpf ist selbst schon ziemlich weit mit der Digitalisierung und bietet auch viele Produkte für eine digitale Prozesskette an. Viele Ihrer Kunden sind aber noch nicht so weit – wie gehen Sie mit dieser Lücke um?

Prokop: Der Großteil unserer Kunden sind mittlere und kleine, von Eigentümern geführte Unternehmen. Hier gibt es eine große Bandbreite an bereits bestehender Bereitschaft, die eigenen Prozesse zu digitalisieren. Wir betrachten es als unsere Aufgabe, die Überzeugung für den großen Nutzen einer Digitalisierung der Prozesse zu leisten.

MM: Und wie leisten Sie diese Überzeugungsarbeit?

Prokop: Unser Ansatz heißt: einfach anfangen, schrittweise anpassen und dann komplett vernetzen! Wir haben dafür ein Beraterteam, das die Prozesse nach einem standardisierten Verfahren aufnimmt, die Potenziale innerhalb des Prozesses aufdeckt und dann mit dem Kunden einen Stufenplan erarbeitet, wie man schrittweise weiterkommt. Die Zahl der Referenzen für voll installierte komplett vernetzte Fertigungen ist heute aber noch gering.

MM: Aber es gibt welche?

Prokop: Ja, wir hatten vor Kurzem in der Führungskräftebesprechung einen Kunden, der war ganz begeistert von seiner Smart Factory. Er hat sich auf den Prozess eingelassen und uns präsentiert, wie viel er heute mehr verdient als früher. Er sieht, was es ihm wirklich gebracht hat. Und er hat auch gesagt, wenn er das vorher gewusst hätte, wäre er bereit gewesen, mehr dafür zu bezahlen! Das ist noch unser Problem: Wir investieren viel, bekommen dies aber noch nicht zurück, weil unsere Kunden erst wirklich an den Mehrwert glauben müssen. Deshalb kommen wir auch in Modelle wie Pay-per-Use oder auch Mietmodelle für bestimmte Lösungen, damit die Hürde für den Kunden nicht zu groß erscheint.

MM: Kommen wir zurück auf Unternehmen, in denen tatsächlich noch mit Papier gearbeitet wird. Wie gehen Sie dann vor?

Prokop: In so einem Fall kann beispielsweise unser Track-&-trace-System zum Einsatz kommen. Das ist ein Marker beziehungsweise Sender, der mit dem Auftrag mitläuft. Er wird von einem Antennensystem jederzeit erfasst und kann sich dann zum Beispiel auch an der nächsten Maschine anmelden. Dann ist klar, dass der nächste Auftrag zur Bearbeitung ansteht. Der Marker hat ein frei programmierbares Ink-Display, das anzeigt, was der Kunde benötigt. Damit kann man schrittweise papierloses Arbeiten einführen, vielleicht auch, indem man den Marker zunächst parallel zum Papier einsetzt.

MM: Dieses Track-&-trace-System haben Sie im vergangenen Jahr vorgestellt. Wie ist es vom Markt angenommen worden?

Prokop: Wir haben zunächst ein Starterkit entwickelt, das 50 Marker enthält. Das ist auch das, was unser derzeitiger Entwicklungsstand sicher beherrscht. Und wir haben aber festgestellt, dass die Kunden gerne sofort voll einsteigen möchten. Wir haben eine ganze Reihe dieser Starterkits verkauft und jeder Kunde, der sich damit beschäftigt, möchte dann seine Aufträge damit gesamthaft steuern. Und deshalb sind wir zuversichtlich, dass dies eine Lösung ist, die vom Markt gut angenommen wird. Mitte nächsten Jahres gibt es dann eine Lösung, die so skalierbar ist, wie der Kunde es möchte.

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