Geschichte der Konstruktion Von der Zeichenmaschine zur 3D-Konstruktion
Die Herauslösung der Konstruktion aus der Fertigung war eine sehr folgenreiche organisatorische Innovation. Sie schuf Raum für praxisnah ausgebildete Ingenieure und rückte die Produktentwicklung in den Vordergrund. Technische Innovationen in den Büros wie etwa die Zeichenmaschine blieben zweitrangig.
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In den bewegten Zeiten nach dem 1. Weltkrieg hatten sich auch die Zeichenbretter aus ihrer niedergedrückten Lage aufgerichtet, schräg gestellt, erhoben. Dieser „Aufstand“ ist einer der Umbrüche – Revolutionen – in der Konstruktion, bei dem die Anführer bekannt sind. Einer davon ist Franz Wilhelm Kuhlmann.
Kuhlmann-Zeichenmaschinen verhalfen den stehenden Zeichenbrettern zum Durchbruch
Der 1877 in Wilhelmshaven geborene Instrumentenbauer hatte damals eine aus den USA importierte Zeichenmaschine technisch verbessert und patentieren lassen. Schon 1920 begann Kuhlmann, solche Maschinen zu produzieren, und baute „die größte Zeichenmaschinenfabrik auf dem Kontinent“ auf, schrieb der Technikhistoriker Franz Maria Feldhaus in einer „Geschichte des technischen Zeichnens“, die 1953 von der damaligen Franz Kuhlmann KG als Jubiläumsschrift herausgegeben wurde.
Patente für solche Zeichenmaschinen waren schon Ende des 19. Jahrhunderts auch in Deutschland vergeben, aber nicht genutzt worden. Auch die von Kuhlmann gebauten Maschinen wurden zunächst an den damals üblichen Zeichentischen mit liegender Zeichenplatte installiert, aber sie verhalfen den stehenden Zeichenbrettern zum Durchbruch, den sogenannten Steilbrettern, an denen sich ihre Vorteile erst richtig entfalten konnten.
Die Zeichenmaschinen fassten die Zeichenwerkzeuge Lineal, Dreieck, Winkelmesser an einem schwenk- und arretierbaren Handknauf mit zwei im Winkel von 90° fixierten Linealen zusammen, der über ein Gestänge am Zeichenbrett befestigt war und per Gewichtsausgleich an jeder Stelle auf dem geneigten Zeichenbrett gehalten wurde. Man konnte nun sitzend und stehend arbeiten. Außerdem brauchten die Steilbretter weniger Platz und versprachen Produktivitätsgewinn.
Zeichnungen können mehr sein als bloße Abbildungen
Die Steilbretter mit Zeichenmaschinen verbreiteten sich schnell. Bis zum 2. Weltkrieg seien sie bereits weltweit in Gebrauch gewesen, schrieb Feldhaus, der aber vor allem nachweisen will, dass eigentlich schon seit jeher gezeichnet wurde. Er führt Fels- und Wandzeichnungen an, das Zeichnen auf Wachstafeln, in die mit einem Griffel oder Stift – etwa aus Metall – Motive eingeritzt wurden. „Hier haben wir schon eine Frühform des Reißbrettes“, so Feldhaus.
Von dieser Technik leiten sich die Bezeichnungen „Reißbley“ und „Reißzeug“ ab. Ein „Reißer“ war ein Handwerker, der Druckformen in Holz schnitt. Solche Einblicke summieren sich zu einem Überblick über die technischen Mittel und die damit entstandenen Zeichnungen, deren Formenspektrum überschaubar blieb, denn die in der Malerei entwickelte Zentralperspektive wurde meistens auch in technische Zeichnungen übernommen.
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