Roboter-Zukunftsvision Teil 1 Wenn Roboter denken, fühlen und selbstständig werden

Autor Mag. Victoria Sonnenberg |

Wir schreiben das Jahr 2102. Die Künstliche Intelligenz ebnete in den letzten Jahrzehnten insbesondere in der Robotertechnik den Weg für beeindruckende Entwicklungssprünge. Diese sollten Roboter dazu befähigen, sich zusehends intensiver in die Welt des Menschen hineinzufinden, sein Verhalten zu interpretieren, Reaktionen abzuleiten und intuitiv zu reagieren. Aber auch noch mehr ...

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Roboter besitzen kognitive Fähigkeiten, die denen des Menschen in nichts nachstehen.
Roboter besitzen kognitive Fähigkeiten, die denen des Menschen in nichts nachstehen.
(Bild: ©Photobank - stock.adobe.com)

Industrie 4.0 und Digitalisierung sind vergessene Phänomene aus einer längst vergangenen Zeit. Durchsetzen sollte sich damals letztendlich die Künstliche Intelligenz, der es gelang, in knapp 80 Jahren ein ungeahntes Potential zu entfalten, das sowohl die Arbeits- als auch die Privatwelt drastisch verändern sollte.

Scararoboter, Portalroboter oder selbst einst so verheißungsvolle Roboterarme sind heute verstaubte Reliquien des jungen 21. Jahrhunderts. Man findet sie heute nicht mehr in Fabriken, fest montiert und hängend von der Decke, um dem Menschen unzumutbare Überkopfarbeiten abzunehmen. Sie arbeiten nicht mehr zahlreich in Reih und Glied in Montagelinien hinter Gittern und bauen willen- und pausenlos Autos zusammen. Sie stehen nicht mehr gemeinsam mit menschlichen Werkern in einem Arbeitsraum und stoppen automatisch bei jeder Kollision. Begrenzt und unflexibel muten die mechanischen Arme heute in Museen an, die einst so innovativ die Automatisierung in den Fertigungen einläuteten und – wenn auch sehr mühsam – vorantrieben. Auch der Ansatz der humanoiden Roboter konnte sich in der damaligen Form nicht durchsetzen. Das menschliche Aussehen war nicht vereinbar mit ihrer unzureichenden Technik – eine Kombination, die beim Menschen Anstoß auslöste und letztendlich zur Ablehnung führte –, fehlte es doch schlichtweg an einer Annäherung zwischen Verhalten und Aussehen.

Technische Fortschritte läuten neue Ära ein

Erst, als es auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz, aber auch in der Materialforschung zu technischen Fortschritten kam, sollte eine neue technische Ära der neuronalen Roboter unser Leben verändern. In weltweiten Forschungseinrichtungen arbeiteten Ingenieure, Designer, Naturwissenschaftler und Informatiker gemeinsam daran, Maschinen nicht nur neu zu gestalten, sondern vor allem sie dazu zu bringen, sich dem Verhalten des Menschen intuitiv anzupassen. Fähigkeiten wie kreatives Denken, Empathie, aber auch Gefühle und Intuition sollten nicht länger dem Menschen allein vorbehalten bleiben. Man zielte darauf ab, sie zu Problemlösungen zu befähigen und letztendlich zur Selbstständigkeit zu erziehen.

So erzielten Forscher im Bereich der neuronalen Robotik große Fortschritte und ebneten den Weg der Roboter, sich als vollständiges Mitglied der Gesellschaft zu etablieren. Roboter, die sich nicht nur wie Menschen verhielten, sondern auch wie Menschen aussahen. Ihre Anatomie entsprach der des Menschen, selbst die passende Mimik und Gestik war ein Leichtes für sie. Ihre Haut war optisch kaum mehr von der des Menschen zu unterscheiden, selbst Berührungen, Druck und Temperatur wurde vom Roboter empfunden. Unzählige integrierte Sensoren ermöglichten das Tasten und Einschätzen aller Oberflächen und Materialien, sodass die Kraftbegrenzung beim Greifen im eigenen Ermessen des Roboters lag.

Aus Beobachtungen wurde Wissen

In den 50er-Jahren begleitete der Roboter den Werker noch über mehrere Monate hinweg. Studierte sein Handeln, seine Arbeitsschritte aber auch das Miteinander seiner Kollegen. Lernte aus seinen Reaktionen, lernte, Gefühle richtig einzuordnen und sie zu interpretieren. Aus den Beobachtungen wurde Wissen, das der Roboter flexibel auf sich verändernde Begebenheiten anwenden konnte. Wissen, das ihn selbstständig arbeiten, aber ihn auch in Kontakt mit dem menschlichen Kollegen treten ließ. Aus Monaten des Lernens wurden in den 80ern bereits wenige Wochen. Heute machen es Algorithmen möglich, dass das Lernen nur noch wenige Tage in Anspruch nimmt, bei denen der Roboter seinen menschlichen Kollegen bei der Arbeit begleitet, jeden Schritt beobachtet und so lernt, ihn nicht nur perfekt zu imitieren, sondern ihn zu ergänzen und zu unterstützen. Handgriffe werden nicht nur identisch ausgeführt und gelernt, parallel dazu werden diese auf Effizienz hin untersucht und – sofern möglich – besser ausgeübt. Sie sind in der Lage, Prozesse weiterzudenken und gegebenenfalls anzupassen. Indem sie ausprobieren, entscheiden sie für sich selbst, warum sie welchen Weg zum Ausüben eines Arbeitsschrittes wählen.

Ob der ursprüngliche Mentor Mensch mögliche Effizienzsteigerungen durch den einstigen Roboterschüler selbst auf seine Arbeit übertragen möchte, bleibt ihm überlassen. Damit das Zusammenleben und die -arbeit beider gelingt und vom Menschen akzeptiert bleibt, steht dem offen, Ratschläge vom Roboter anzunehmen oder eben nicht. Dadurch bilden beide Spezies ein unschlagbares Team, das sich mit Toleranz und Respekt begegnet.

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