Großmaschinen Zerspanen im XXL-Format

Redakteur: Rüdiger Kroh

Wenn die Maßangaben in Metern und Tonnen erfolgen, kann man davon ausgehen, dass es sich nicht um normale Bearbeitungszentren handelt. Großwerkzeugmaschinen bearbeiten heute Flügelteile, Rotornaben für Windkraftanlagen oder Antriebsräder für Seilbahnen in einer Aufspannung und mit hoher Genauigkeit. Nach Einschätzung von Experten beläuft sich der Weltmarkt für diese Zerspanungsriesen auf 1 bis 1,5 Mrd. Euro.

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Pendelbearbeitung von Großbauteilen: Auf der einen Seite wir bearbeitet auf der anderen gerüstet.
Pendelbearbeitung von Großbauteilen: Auf der einen Seite wir bearbeitet auf der anderen gerüstet.
(Bild: Bimatec Soraluce)

Der Begriff Großwerkzeugmaschine beschreibt sie nur unzureichend. Mit Verfahrwegen von nicht selten weit über 10 m in X-Richtung und mehreren Metern in Y-Richtung sind sie die Giganten der Zerspanung. „Der Arbeitsraum unserer größten Maschinen ist 15 m lang, 4 m breit und 3 m hoch“, erklärt Thomas Gebele, Geschäftsführer der Kekeisen GmbH & Co. KG. „Für mich zeichnet eine XXL-Maschine aus, dass sie ein Fahrwegvolumen von mindestens 20 m3 besitzt.“

Doch eine eindeutige Definition gibt es nicht. „Eine Werkzeugmaschine für die Großteilebearbeitung beginnt für mich mit einem Arbeitsraumvolumen ab etwa 30 m3, das heißt einem Arbeitsraum von mindestens 5 m × 2 m × 3 m, und einer Fräsleistung der Maschinen ab 60 kW”, urteilt Michael Bergmann, Geschäftsführer der Union Werkzeugmaschinen GmbH Chemnitz. Dr. Georg Hanrath, Mitglied der Konzernleitung der Starrag Group und dort Leiter Operations, nennt Bauteilgrößen ab 2500 mm und 5 t als Einstieg. „Nach oben gibt es noch mehrere Werkstückklassen bis 30 m und praktisch unbegrenztem Werkstückgewicht.”

Fragt man Hersteller nach den größten bislang ausgelieferten Maschinen, gehen die Dimensionen nochmal eine Stufe nach oben. So hat die Starrag Group eine Gantry-Fräsmaschine mit 21 m X- und 9 m Y-Verfahrweg für die Bearbeitung von Kraftwerkskomponenten nach St. Petersburg geliefert. Sage und schreibe 64 m Längsverfahrweg hat das Fahrständer-Fräs-und-Bohrcenter von Bimatec Soraluce. Es bearbeitet bei der italienischen Firma Cimolai Ausleger für Transportschiffe mit einem Bauteilgewicht von 708.861 kg.

Maßgeschneiderte Lösungen aus dem Baukasten

Großmaschinen werden natürlich nicht in Serie gebaut. Dennoch gibt es auch hier Baukastenkonzepte. „Durch das modulare Baukastensystem unserer Fahrständermaschinen haben wir einen extrem hohen Standardanteil geschaffen”, sagt Fred Bisgwa, geschäftsführender Gesellschafter der Bimatec Soraluce Zerspanungstechnologie GmbH. „Dieser erlaubt eine individuelle, auf den Kunden maßgeschneiderte Anpassung der Kapazitäten und Ausstattungen.” Auch bei Union Chemnitz basiert die große Typenvielfalt an Maschinen auf einem Baukastensystem. Dazu Bergmann: „Wir bieten den Kunden maßgeschneiderte Lösungen, die individuell an die Rahmenbedingungen, wie Bearbeitungsaufgabe und die Gegebenheiten in der Halle, zugeschnitten werden. Die Realisierung erfolgt möglichst kostengünstig als Kombination aus Komponenten des Baukastens.”

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