Ausbildung Digital qualifiziert
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Die Zahl der Beschäftigten im deutschen Maschinen- und Anlagenbau steigt seit 2010 kontinuierlich an. Gleichzeitig fällt die Zahl der Auszubildenden, eine der wichtigsten Stützen der Industrie. Auch der digitale Wandel trägt dazu bei, dass sich Unternehmen und Auszubildende gleichermaßen umstellen müssen. Studien zeigen, was Betriebe leisten müssen, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken und wie gut sie in der Aus- und Weiterbildung auf die digitale Veränderung eingestellt sind.

Es ist mitunter nicht immer leicht, in die Köpfe der heutigen Jugend zu blicken. Für Ausbildungs- und Personalverantwortliche wäre ein Einblick in diese Gedankenwelt sicherlich ein hilfreiches Mittel, um Ausbildungsinhalte und Unternehmenswahrnehmung attraktiver zu gestalten. Deutschland braucht junge Menschen, die sich für eine Ausbildung entscheiden – und damit gegen den Trend des vermeintlich erfolgversprechenderen Studiums. Die Zahl der Auszubildenden geht seit 2007 in Deutschland zurück, zuletzt sank die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge um 1,4 %, berichtet das Bundesministerium für Bildung und Forschung, 37.100 Lehrstellen blieben unbesetzt. Zusätzlich bringen Industrie-4.0-Technologien und der damit einhergehende digitale Wandel neue Herausforderungen für Betriebe, Ausbildungskonzepte und Berufsschulen.
Dabei spielt für viele Unternehmen, etwa bei der Wittenstein AG aus Igersheim, nicht die Zahl der Bewerbungen eine Rolle, sondern die Qualifikation der Bewerber: „Die Wittenstein AG verzeichnet bisher keinen Rückgang an Bewerbern, lediglich die Qualifikation der Bewerber, vor allem in den Mint-Fächern hat in den letzten Jahren abgenommen“, erklärt Dr. Kathrin Heckner, Leiterin Personalentwicklung und Ausbildung. Auch beim Hersteller von Antriebstechnik aus Igersheim haben sich die Anforderungen an die Auszubildenden in den letzten Jahren geändert. „Wir legen immer mehr Wert auf Eigeninitiative und Selbstverantwortung – auch im Bereich der gewerblichen Erstausbildung, wo zunehmend in Projekten und mit digitalen Lerninhalten gearbeitet wird – und weniger mit den klassischen Unterweisungen.“ Durch die digitale Transformation, so Heckner, entstünden neue Lernformen und Lernmöglichkeiten – also E-
Learning-Formate, mit denen sich auch die Ausbilder intensiv beschäftigen müssten und die mehr und mehr zum Lernbegleiter würden.
Nein zu neuen Berufen
Die Frage, ob diese neue Ära auch neue (Ausbildungs-) Berufe braucht, beantworten viele Experten, darunter die Sozialwissenschaftlerin Prof. Dr. Sabine Pfeiffer von der Universität Hohenheim, mit einem klaren Nein. Stattdessen komme es darauf an, die Lehrinhalte bestehender Berufe, im Maschinenbau also etwa der Mechatroniker oder der Industriemechaniker, an den stetigen Wandel anzupassen. Der Maschinenbau, das bestätigt die Studie „Industrie 4.0 – Qualifizierung 2025“, die Pfeiffer im Auftrag des VDMA angefertigt hat, ist darauf bereits bestens vorbereitet. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Maschinen- und Anlagenbau sind hervorragend qualifiziert, können mit Komplexität umgehen und sind daher für Industrie 4.0 gerüstet“, betont Pfeiffer.
In der Ausbildung ist Industrie 4.0 für 62 % der Befragten, bei der Weiterbildung für 71 % schon heute ein festes Thema, zeigt die Studie. Sie belegt außerdem, dass die berufliche Ausbildung nach wie vor die wichtigste Qualifizierung im Maschinenbau ist. 58,7 % der Beschäftigten im Maschinenbau haben eine berufliche Ausbildung in der Tasche, deutschlandweit sind es mit 57,9 % etwas weniger. Die Zahl der Hochschulabsolventen ist im Maschinenbau dafür mit 23,7 % etwas niedriger als bei Erwerbstätigen in Deutschland (26,8 %). Dafür überwiegt im Maschinenbau der Anteil an Fortbildungen wie Meister oder Techniker (13,9 %) im Vergleich zum gesamtdeutschen Anteil (8,3 %) deutlich.
Die Ausbildung im dualen System gehört noch immer zu den wichtigsten Qualifikationen im Maschinenbau. Die Ausbildungsquote, also die Anzahl an Auszubildenden im Verhältnis zur Gesamtzahl aller Beschäftigten, beträgt in Maschinenbauunternehmen mit 100 bis 499 Mitarbeiter 5,5 %. Am niedrigsten ist die Ausbildungsquote mit 4,6 % bei Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern. Kleine Unternehmen mit 20 bis 99 Mitarbeitern haben eine Quote von 4,9 %.
Als nach wie vor wichtigster Beruf steht mit einer Nennung von 41,3 % die Ausbildung zum Industriemechaniker, gefolgt vom Mechatroniker mit 21,2 % und dem Zerspaner (13,6 %). Der Ausbildungsberuf des Fachinformatikers ist dagegen in Maschinenbauunternehmen bisher kaum relevant. Nur 1,1 % der Befragten nannten diesen Beruf als dominanten gewerblich-technischen Ausbildungsberuf. Die Ausbildung zum/zur Produktionstechnologen/-in, ein junger Beruf, der direkt mit Industrie 4.0 in Verbindung gebracht wird, wird derzeit von den meisten Unternehmen kaum wahrgenommen.
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