VDMA Ost Digitalisierung erfordert andere Ausbildungsinhalte
Mit „Ausbildung für Industrie 4.0“ hat der VDMA Ost einen Blick auf den Ist-Zustand der Aus- und Weiterbildung in deutschen Produktionsbetrieben geworfen. Ein Fazit dabei: Berufsbilder müssen kontinuierlich angepasst werden.
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Die Digitalisierung der Produktion kommt zunehmend in den deutschen Industrieunternehmen an. Vor allem die Beschäftigten im Maschinen- und Anlagenbau erleben einen starken digitalen und technischen Wandel. Diese Entwicklung stellt zugleich neue Anforderungen an die Qualifikation von Mitarbeitern sowie an die Inhalte von Ausbildungsberufen. Das verdeutlichte die Veranstaltung „Ausbildung für Industrie 4.0“ des VDMA Ost, der Sächsischen Industrie- und Handelskammern sowie der Arbeitsgemeinschaft der Thüringer Industrie- und Handelskammern am 27. Juni in Gera.
Moderne Technologien, komplexe Prozesse und Industrie 4.0: Die Produktion wandelt sich enorm. „Unternehmen werden diese Herausforderungen nur mit qualifizierten Mitarbeitern meistern“, betonte Jens Hertwig, Geschäftsführer der N+P Informationssysteme GmbH aus Meerane und Vorstandsmitglied des VDMA Ost.
„Schon in wenigen Jahren wird es in der Fertigung wahrscheinlich zwei Typen von Facharbeitern geben: diejenigen, die das vielschichtige System der Produktion am Laufen halten – und jene, die für stabile Auftragsprozesse sorgen“, blickte er auf die Produktion von 2030. Vor allem die steigende Prozessorientierung müsse sich künftig in den Ausbildungsinhalten der gewerblichen Berufe widerspiegeln. Wichtig sei auch, die Prozesskompetenz bereits ab dem ersten Ausbildungsjahr zu vermitteln.
Berufsbilder an neue Erfordernisse anpassen
„Die Digitalisierung zwingt uns zu schnellerem Handeln“, erklärte Udo Staps, Geschäftsführer der FKT Formenbau und Kunststofftechnik GmbH aus Triptis und Vizepräsident der IHK Ostthüringen. „Komplett neue Berufe sind indes derzeit nicht gefragt. Oftmals reichen Zusatzqualifikationen, um bestehende Berufsbilder wie den Mechatroniker oder Industriemechaniker inhaltlich an die neuen Erfordernisse von Industrie 4.0 anzupassen. Dafür sei aber ein gewisses Maß an Risikobereitschaft und Experimentierfreude notwendig“, ergänzte er.
Aus Sicht der IHKs und des VDMA Ost dürfen die wichtigsten Partner in der dualen Ausbildung nicht vergessen werden: die Berufsschulen. Um leistungsfähige Berufsschulen in den Regionen zu sichern, müsse die Schulsanierung weitergeführt, die IT-Infrastruktur in Schulen modernisiert und der Lehrkräftenachwuchs gesichert werden.
Kaeser mahnt Weiterführung der Landesfachklasse an
Eine gute Grundlage für die digitalisierte Produktion sind zudem produktionstechnische Aus- und Fortbildungsberufe. Die Kaeser Kompressoren SE nutzt deren Vorteile und bildet seit mehreren Jahren junge Menschen zu Produktionstechnologen aus. „Generell ist die Zahl der Ausbildungsstellen allerdings noch gering“, stellte Uwe Grundmann, Leiter des Produktionszentrums fahrbare Kompressoren im Werk Coburg fest. Die Gründe hierfür sind vielfältig.
Zum einen ist das noch junge, vom VDMA und seinen Mitgliedsfirmen konzipierte Berufsbild in den Unternehmen zu wenig bekannt. Zum anderen ist die Ausbildung in den Berufsschulen kaum verankert. So gibt es in Ostdeutschland lediglich im thüringischen Ilmenau eine Landesfachklasse, in der Produktionstechnologen ausgebildet werden.
„Wir haben sehr gute Erfahrungen mit dem Berufsbild und der Ausbildung in der Region gemacht. Daher muss die Landesfachklasse unbedingt erhalten werden“, mahnte Grundmann. Bei Kaeser werden die jungen Facharbeiter in der Arbeitsvorbereitung, Produktionslogistik und im Service eingesetzt. Sie verzahnen erfolgreich Maschinen, Informationstechnologie und Unternehmensorganisation miteinander und tragen so entscheidend zu einer reibungslosen Produktion bei.
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