Insolvenz Eisenwerk Erzgebirge muss schließen

Von Nick Luhmann

Wochenlang arbeiteten der Insolvenzverwalter und ein Interimsmanager daran, die Kostenstrukturen der Gießerei zu verbessern und einen neuen Investor zu finden. Letzteres blieb erfolglos. Der Betrieb muss zumachen.

Ein Gebäude der ehemaligen ES-Automobilguss in Schönheide.
Ein Gebäude der ehemaligen ES-Automobilguss in Schönheide.
(Bild: picture alliance / dpa | Hendrik Schmidt)

Die Eisenwerk Erzgebirge 1566 GmbH muss ihren Geschäftsbetrieb einstellen. Wie die Anwaltskanzlei Schultze & Braun am Montag bekannt gab, hat sich auch der letzte noch verbliebene Interessent für eine Übernahme des insolventen Autozulieferers zurückgezogen. Insolvenzverwalter Dirk Herzig prüfe bereits die Möglichkeiten für eine Ausproduktion. Von der Schließung bestroffen sind 90 Mitarbeiter.

„Es war von Beginn an klar, dass ohne einen neuen Investor eine Sanierung nicht gelingen kann. Dafür waren die Ausgangsvoraussetzungen zu schlecht“, wird Dirk Herzig in der Presseerklärung zitiert. Die Gesellschaft hätte dringend einen neuen Investor gebraucht, der auch eigene Umsätze hätte mitbringen müssen. Denn die Auslastung nach dem Wegfall der beiden größten Kunden sei zu gering gewesen sei, um angesichts der Kostensituation ein ausgeglichenes Ergebnis erzielen zu können.

Nach Herzigs Einschätzung ist der Insolvenzantrag „viel zu spät“ gestellt worden. „Es lagen bereits erhebliche Zahlungsrückstände vor und es gab nahezu keine verfügbare Liquidität zu Beginn des Verfahrens. Der Stromlieferant hatte wegen hoher Rückstände bei der Bezahlung bereits bei Insolvenzantragstellung das Abstellen des Stroms beantragt.“

Zudem habe es Rückstände bei Löhnen und Gehältern gegeben. Außerdem fehlte es seit Längerem an wichtigem Versicherungsschutz.

Kein Kontakt zum Geschäftsführer

„Bis heute konnte ich keinen Kontakt zum Geschäftsführer aufbauen, der sich nach meinen Kenntnissen auch überwiegend im Ausland aufhält“, so der Rechtsanwalt weiter. „Wir konnten den Geschäftsbetrieb deshalb nur unter großen Anstrengungen im Team aufrechterhalten.“

Allerdings hätten die hohen monatlichen Verluste allein durch den Umsatz mit Bestandskunden nicht aufgefangen werden können. Neugeschäft konnte man angesichts der jüngsten Unternehmenshistorie nicht gewinnen.

Die Verluste seien schließlich auch der Grund für den Rückzug des letzten potentiellen Investors gewesen.

Die Ursache der wirtschaftlichen Schwierigkeiten bei der Gießerei reichen laut Schultze & Braun ins Jahr 2018 zurück, als das Eisenwerk seinen damaligen Hauptkunden verlor. Im Zuge der Corona-Pandemie verlagerte ein weiterer ausländischer Großkunde 2020 seine Aufträge. Anfang Juli 2021 stellte das Unternehmen einen Insolvenzantrag.

Die Eisenwerk Erzgebirge 1566 GmbH – vormals ES Automobilguss – blickt auf über 450 Jahre Unternehmensgeschichte zurück.

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