Werkzeug Licht Erfolgsmodell Photonik

Autor / Redakteur: Udo Schnell / Udo Schnell

Die Photonikindustrie gilt zu Recht als absolute Hightech-Branche. Die Unternehmen liefern als Zulieferer hoch entwickelte Komponenten und fertigen als Maschinen- und Anlagenbauer Produktions­maschinen für optische Bauelemente und Endprodukte. Der sehr exportorientierte Wirtschaftszweig meldet auf der einen Seite seit Jahren Wachstumszahlen, es gibt durchaus aber auch Hemmnisse. So wie Handelssanktionen eine Belastung für die kleinen und mittelständischen Unternehmen sind, fordert die zunehmende Digitalisierung die Branche heraus.

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Die deutsche Photonikbranche verzeichnet seit Jahren hohe Wachstumsraten. Im Bild: Wafer Chuck.
Die deutsche Photonikbranche verzeichnet seit Jahren hohe Wachstumsraten. Im Bild: Wafer Chuck.
(Bild: Berliner Glas/Spectaris)

Das Wachstum der Photonikbranche in Deutschland erfolgt weiter auf hohem Niveau. Diese erfreuliche Aussage hat Dr. Wenko Süptitz vom Industrieverband Spectaris auf der Optatec 2016 in Frankfurt mit konkreten Zahlen belegt. Demnach konnten die über 1000 deutschen Unternehmen der optischen Industrie ihren Umsatz im Jahr 2015 um 7,1 % auf über 31 Mrd. Euro steigern. Die Firmen haben, wie der Leiter des Fachverbandes Photonik bei Spectaris ausführte, sowohl im In- wie auch im Ausland ihren Umsatz erhöhen können. Im abgelaufenen Jahr 2015 konnte der Inlandsumsatz um 3 % auf fast 10 Mrd. Euro gesteigert werden, der Auslandsumsatz sogar um fast 9 % auf nahezu 21,7 Mrd. Euro.

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Der Erfolg der Photonikunternehmen spiegelt sich, so Süptitz, auch in den leichten Steigerungsraten bei den Mitarbeiterzahlen wider. Diese konnten von 2014 auf 2015 um 3 % auf circa 130.000 Beschäftigte gesteigert werden. Für das Jahr 2016 werde ein weiteres Wachstum erwartet, jedoch in einem merklich geringeren Tempo: Die erwartete Umsatzsteigerung liege bei circa 5,5 %; der Zuwachs der Beschäftigten bei etwa 0,8 %.

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Entscheidung zu RoHS-Ausnahmeregelungen

Die Entscheidung zu den von Spectaris erarbeiteten Anträgen zur Verlängerung der Ausnahmeregelungen für Blei in optischen Gläsern und Cadmium in Filtergläsern im Rahmen der EU-Richtlinie RoHS (Restriction of Hazardeous Substances) wird sich infolge der großen Antragsflut verzögern. Wie der Verband mitteilt, erwarten Verantwortliche innerhalb der Europäischen Kommission die offizielle Publikation der neuen RoHS-Ausnahmeregelungen nicht vor Anfang des Jahres 2017.

Verband erwartet Zustimmung

„Wir erwarten eine positive Entscheidung der Verlängerungsanträge und damit Rechtssicherheit für die betroffenen Unternehmen für fünf weitere Jahre“, so Dr. Wenko Süptitz, Leiter des Fachverbands Photonik bei Spectaris. Aufgrund der erfolgten Verlängerungsanträge für erneute Ausnahmegenehmigungen durch den Industrieverband Spectaris sei die Rechtslage für die Nutzung von Blei in optischen Gläser und Filtern aber vorerst über das nahe Auslaufdatum 21. Juli 2016 hinaus klar. Solange die Europäische Kommission nicht entschieden habe, bleibe der Status quo erhalten. Dies gelte im Falle einer Ablehnung auch noch mindestens ein Jahr über das Datum der Entscheidung hinaus. Für Spectaris-Mitglieder hält der Verband ein englischsprachiges Informationsblatt zur aktuellen Rechtslage bereit.

Wie der Verband weiter ausführt, wurden die Ausnahmeanträge von Spectaris in enger Zusammenarbeit mit Mitgliedsunternehmen bereits in den Jahren 2013 und 2014 erarbeitet. Im November 2014 gehörte der Industrieverband zu den ersten Einreichern von Anträgen für die Verlängerung von RoHS-Ausnahmen.

Internationale Unterstützung

Die Spectaris-Anträge werden zudem von 14 internationalen Industrieverbänden unterstützt. Die Einreichungsfrist lief am 21. Januar 2015 ab. Mittlerweile liegen der Europäischen Kommission insgesamt mehr als 100 Anträge aus verschiedensten Anwendungsfeldern vor.

Die RoHS-Ausnahmen sind, so Spectaris, in der optischen Industrie und ihren Anwendungsmärkten von größter Bedeutung. Die damit möglichen leistungsfähigeren, leichteren und robusteren Systeme bringen demnach signifikante Vorteile in Märkten wie der Medizintechnik, der Kameratechnik und der Messtechnik. Wesentliche Alternativen seien nach heutigem und absehbarem Stand der Technik nicht in Sicht.

Exportquote ist sehr hoch

Mit einer Exportquote von rund 70 % im Jahr 2015 zeigen die deutschen Photonik-Unternehmen, dass sie ganz klar international ausgerichtet sind und die Entwicklung auf dem Weltmarkt über ihren Geschäftserfolg entscheidet, erläuterte Süptitz weiter. Die USA sind nach den Spectaris-Daten aktuell wieder der größten Abnehmer deutscher Photonikprodukte. Dort wurde mit über 11 % zugleich die höchste Steigerungsrate der deutschen Photonikexporteure auf Jahressicht erreicht. Die USA haben im vergangenen Jahr Photonikprodukte im Wert von nahezu 4 Mrd. Euro importiert. Süptitz: „Europa ist zusammengenommen aber noch der größte Markt.“ Außerhalb Europas ist China neben den USA der wichtigste Importeur deutscher Photonikprodukte. Die Volksrepublik hat im vergangenen Jahr Waren der Photonikbranche von mehr als 2 Mrd. Euro importiert.

Matthias Pfaff, Leiter des Geschäftsbereiches Präzisionsoptik bei Optotech Optikmaschinen, weist darauf hin, dass die Märkte sich in den vergangenen zwei Jahren durchaus unterschiedlich entwickelt haben. Pfaff: „Die Umsatzzahlen in Deutschland bewegen sich fast durchweg auf einem befriedigend konstanten Niveau. Das Exportgeschäft ist allerdings regional recht volatil und wird von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst. Auf viele dieser Faktoren haben wir als mittelständisches Unternehmen keinen Einfluss und müssen diese als gegeben hinnehmen, seien es Regierungs- und Paradigmenwechsel oder andere Faktoren.“

Einige dieser Faktoren seien aber auch hausgemacht und direkte Folgen von politischen Entscheidungen in Brüssel und Berlin. So würden zum Beispiel die Länder der ehemaligen Sowjetunion für mittelständische Unternehmen riesige Chancen bieten, insbesondere Russland. Seit dem Ende des Kalten Krieges hätten sich Europa und Russland spürbar angenähert, sowohl in politischer als auch in wirtschaftlicher Hinsicht. Davon habe vor allem Deutschland profitiert, weil es als Technologielieferant in dieser Region ein hohes Ansehen genieße. Die Produkte würden geschätzt, was zu einem konstant hohen Auftragsbestand bei Unternehmen des deutschen Mittelstands geführt habe, so der Sprecher des Ausstellerbeirates der Optatec weiter.

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