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Transportfahrzeuge aus dem Baukasten
Den Schub für neue Entwicklungen nimmt auch Günter Ullrich wahr. Der Leiter des FTS-Forums und des VDI-Fachausschusses Fahrerlose Transportsysteme erkennt einen starken Druck von außen auf die Fahrzeughersteller und „erwartet große Veränderungen bei den fahrerlosen Transportsystemen“. Während sich die klassischen Hersteller anders aufstellen oder sich Partner suchen, tauchen „fast wöchentlich neue Unternehmen auf“. Er schätzt, dass es derzeit etwa 100 Hersteller gibt, die teils kaum in Erscheinung getreten sind. Allerdings haben die Anwender offene Ohren und nehmen neue Technologien ernst.
Neben der Trennung großer Gebinde sieht Ullrich einen Trend zu kleineren Transportfahrzeugen. „Die Routenzüge lösen sich auf“, schätzt Ullrich, „die Offenheit für neue Ideen lässt pfiffigere Fahrzeuge entstehen.“ Der Systemgedanke erscheint überholt und wird einem Baukastensystem Platz machen, das vielleicht sogar den Fahrzeugkauf wie aus einem Katalog ermöglicht. Das Transportfahrzeug wird aus der Box geholt, es startet, vernetzt sich eigenständig und erkundet dann seine Umwelt. „Bessere technische Komponenten lassen sogar Entwicklungen für Schwarmintelligenz anstelle der Leitsteuerung entstehen“, freut sich Ullrich über die Realisierung seiner fünf Jahre alten Prognose.
Auf autonomes Kommissionieren setzt auch Still, allerdings unter anderen Rahmenbedingungen. Mit dem iGo Neo CX 20 ist ein Begleiter für den menschlichen Kommissionierer entwickelt worden, der die lästige Fahrzeugbedienung selbst übernimmt. Dem Kommissionierfahrzeug haben die Entwickler mithilfe der Robotertechnik fast kognitive Fähigkeiten eingehaucht. Das Fahrzeug passt sich dem Bediener an. Es folgt ihm – an den Regalen vorbei, beachtet einen Mindestabstand und weicht Hindernissen autonom aus.
Möglich wird das interaktive Zusammenspiel von Mensch und Fahrzeug durch ein integriertes Motion-Tracking-System, dessen sensorgestütztes Sichtfeld rundum auf die Umgebung reagiert. An der Frontseite ist eine Personenschutzanlage integriert. Sie gewährleistet, dass Personen nicht zu Schaden kommen. Das Fahrzeug unterstützt den Anwender beim Hochleistungskommissionieren und kann die Leistung um fast ein Drittel erhöhen, so Still.
Mit „Marion“ schickt Still ein autonomes Fahrzeug in die Versorgung der innerbetrieblichen Fertigung. „Die Ergebnisse des Marion-Projekts weisen den Weg in Richtung einer stark vereinfachten Bedienbarkeit, eines deutlich geringeren Konfigurationsaufwands sowie einer erheblichen Steigerung des Autonomiegrades und der Eigenintelligenz der Fahrzeuge“, schildert Joachim Tödter, Leiter Vorentwicklung und Intralogistik bei Still, die neue Dimension autonomer Fahrzeuge. Wenn der Auftrag vom Terminal bei dem Fahrzeug eingeht, prüft es selbstständig, ob es die Aufgabe alleine erledigen kann. Benötigt es Hilfe, dann fragt es seine „Kollegen-Fahrzeuge“ an und erhält beispielsweise Unterstützung von einem Stapler angeboten, sodass sich beide gemeinsam auf den Weg zum Lagerort machen, um die Aufgabe zu lösen.
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