Studie „Plattformökonomie im Maschinenbau“ Plattformen als Basis für digitale Services

Redakteur: Stefanie Michel

Digitale Plattformen und die damit verbundene Plattformökonomie werden eine immer größere Rolle im Maschinenbau einnehmen. Dazu hat der VDMA mit der Deutschen Messe und Roland Berger eine Studie veröffentlicht, die auf der Hannover Messe vorgestellt wurde

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Die Digitalisierung der Produktion und der Geschäftsprozesse im Rahmen von Industrie 4.0 erfordert mehr und mehr den Einsatz von Plattformen.
Die Digitalisierung der Produktion und der Geschäftsprozesse im Rahmen von Industrie 4.0 erfordert mehr und mehr den Einsatz von Plattformen.
(Bild: ©ekkasit919 - stock.adobe.com)

Durch die Vernetzung und Digitalisierung im Rahmen von Industrie 4.0 werde auch daten- und plattformbasierte Geschäftsmodelle in der Industrie eine wichtige Rolle spielen, denn die Wertschöpfung in der Maschinenbauindustrie erfolgt immer stärker durch digitale Services. Doch die Vielzahl von Plattformen ist nicht einfach einzuordnen, oft fehlt die Kommunikationsfähigkeit untereinander.

Studie analysiert Strukturen für digitale Geschäftsmodelle

Um einen Überblick zu schaffen und Handlungsempfehlungen geben zu können, hat der VDMA gemeinsam mit der Deutschen Messe AG und Roland Berger die Studie „Plattformökonomie im Maschinenbau“ erarbeitet, die auf der Hannover Messe 2018 vorgestellt wurden. Dort wurden erstmals die Strukturen für digitale Geschäftsmodelle über die gesamte Breite einer Industriebranche im B2B-Segment hinweg analysiert. Welche Bedeutung die Plattformen zukünftig haben werden, weiß Martin Lüers von Roland Berger, der die Studie mit betreut hat: „Plattformen werden auch für den Maschinenbau disruptiv sein. Wichtig ist es für Industrieunternehmen die Anwendungsfälle zu identifizieren, die einen kommerziellen Nutzen haben um ein langfristig profitables Digitalgeschäft aufzubauen. Wir sehen derzeit noch zu viele technisch motivierte Anwendungsfälle für die ein Kunde keinen differenzierenden Mehrwert sieht. Die kommerziell sinnvollen Use Cases zu identifizieren sollte unbedingt der erste Schritt für eine erfolgreiche Plattformstrategie sein.“

Präsentation zu Ergebnissen der Studie

Sich der Relevanz der Plattformen bewusst werden

Die Studie listet auch die größten Herausforderungen sowie Handlungsempfehlungen für den mittelständischen Maschinenbau auf. Dr. Michael Zollenkop von Roland Berger erläutert dazu: „Die großen Hürden für Maschinenbauunternehmen bestehen darin, sich der Relevanz von Plattformen für das eigene Geschäft sowie der bisherigen – aber auch neuer – Kundengruppen bewusst zu werden. Zusätzliche Hardware-Umsätze, gesteigerte Kundenbindung oder Differenzierung im Wettbewerb durch neuartige digitale Services – je nach Zielstellung kommen unterschiedliche Plattformarten für das Unternehmen in Frage.

Zu den weiteren Herausforderungen zählen:

  • Die Plattformökonomie bringt völlig neuartige Know-how-Anforderungen im Vergleich zum Kerngeschäft mit sich.
  • Die Komplexität der B2B-Landschaft erzeugt derzeit eine Vielzahl von Plattformen. Diese sind jedoch aufgrund des Netzwerkeffektes unter einem Konsolidierungsdruck.
  • Der Wettbewerbsdruck und die Potenziale im Maschinen- und Anlagenbau werden aufgrund neuer Differenzierungsmöglichkeiten zunehmen.

Einstieg in das Plattformgeschäft

„Für den Einstieg in das Thema Plattformen sollten Maschinenbau- Unternehmen eine objektive Bestandsaufnahme durchführen, um sich realistische Ziele und Zeitpläne beim Aufbau eines Plattformgeschäfts zu geben", sagt Lüers. Die Studie empfiehlt dazu:

  • Entwicklung von Optionen: Welche Positionierung im Umgang mit Plattformen passt zum Unternehmen, welche Anpassungen von Geschäftsmodell und Services sind erforderlich?
  • Kontrolle über die Kundenschnittstelle: Erweiterung des Angebots um digitale Services/Apps und Geschäftsmodelle als Schlüssel an der Kundenschnittstelle,
  • Eingehen von Kooperationen: Manche Elemente der digitalen Geschäftsmodelle sollten in Eigenregie aufgebaut werden, manche erfolgen besser in Partnerschaften.

Der Maschinenbau kann ein Treiber dieser Entwicklung sein, doch dafür braucht es die Unterstützung auch von kleineren und mittleren Unternehmen. „Das Thema Plattform-Ökonomie gehört zwingend auf Vorstands- und Geschäftsführungsebene verankert. Unternehmen müssen sich für die Plattformökonomie eine klare Strategie erarbeiten“, sagt Hartmut Rauen, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des VDMA.

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