Digitalisierung Digitale Lösungen nach Kundenmaß anfertigen
Nun ist es offiziell: Megatrends wie Künstliche Intelligenz, Big Data und Digitalisierung stehen seit Kurzem auch auf der Agenda der Bundesregierung in Form eines zehnköpfigen Beratungsteams. Ein später Schritt in Richtung Zukunft. Werkzeugmaschinenhersteller sind der Politik bereits einige Schritte voraus und sehen sich Chancen und Herausforderungen gegenüber, die die Digitalisierung mit sich bringt. Ein Grundtenor vorab: Am Kunden nicht mit einem Überangebot „vorbeidigitalisieren“!
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Während sich die deutsche Politik weder um digitale Aufklärungsarbeit noch risikobereit um Investitionen bemüht, identifizieren Wirtschaftsmächte wie die USA oder China Megathemen wie die Digitalisierung oder Automatisierung längst als Wettbewerbsentscheider.
Ein kleiner Überblick verdeutlicht die bisherigen Versäumnisse:
- China: Marktführer auf dem Gebiet der Automatisierung und auf dem der Batterieherstellung für Elektroautos
- USA: Spitzenreiter auf dem Gebiet der Digitalisierung
- Deutschland: laut IFR-Studie auf dem 5. Platz in der Automatisierung, in der Batterieherstellung bislang kaum Relevanz und etlichen Studien zufolge nur Mittelmaß im Bereich der Digitalisierung.
Um nicht gänzlich abgehängt zu werden, muss Deutschland sich sputen. Vor 200 Jahren wusste bereits der deutsche Dramatiker Friedrich Schiller: „Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit.“ Und das wäre dann kein Drama mehr, sondern ein Dilemma.
Zum Glück zeigt sich die Branche rund um die verarbeitende Industrie neugieriger und bedient das Thema ausführlich, wie die bevorstehende internationale Ausstellung für die Metallbearbeitung AMB zeigt. Die Messe bestätigt die Relevanz der Thematik global für die gesamte Branche und zeigt, wie bereits kleine Lösungen einen großen Schritt in Richtung Zukunft bedeuten können.
Kundennutzen immer im Blick
Der Wandel hin zur vernetzten Fertigung stellt Maschinenbauer vor große Herausforderungen. Denen sieht sich auch der japanische Werkzeugmaschinenbauer Mazak gegenüber: weg von der Produktion klassischer Werkzeugmaschinen hin zum Anbieter von vernetzten Lösungen, IT-Konzepten und Services rund um die Digitalisierung einer Produktion. Mazak zählt zu den Werkzeugmaschinenherstellern, die daran arbeiten, die Chancen der digitalisierten Produktion zu nutzen und neue Geschäftsfelder zu erschließen. Das gelingt nicht zuletzt, indem das eigene Engagement in Sachen Industrie 4.0 komplett in den eigenen Fertigungsstätten umgesetzt wird.
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AMB 2018
Automatisieren und integrieren
Das bedeutet, dass die Erkenntnisse von Industrie 4.0 in den eigenen „i Smart Factories“ dazu genutzt werden, das innovative Momentum an die Kunden weiterzugeben – mit neuen Maschinen, neuen CNC und neuen Automatisierungssystemen, die sich alle miteinander vernetzen lassen und damit nicht nur eine Steigerung der Produktivität bewirken, sondern auch die Prinzipien von Industrie 4.0 in der Lieferkette umsetzen.
Beim Ausbau des Angebotsportfolios darf eines ganz besonders nicht außer Acht gelassen werden: der Input der Kunden. „Und genau hier stoßen wir auf Grenzen und Herausforderungen: Die Gefahr ist gegeben, an dem tatsächlichen Bedarf der Kunden vorbeizuentwickeln. Wir wollen unseren Kunden Wettbewerbsvorteile liefern durch eine deutliche Effizienzsteigerung“, sagt Martin Engels, Geschäftsführer der Yamazaki Mazak Deutschland GmbH. Er gibt zu bedenken: „Solange Kunden einerseits aber nicht genau wissen, was sie benötigen, und andererseits ihre Daten nicht zur Verfügung stellen, besteht die Gefahr, Angebote zu entwickeln, die nicht zu hundert Prozent auf die Kundenanforderungen passen.“ Demnach nütze einem weder eine Angebotsvielfalt noch ein Überangebot, wenn die Nachfrage des Kunden ungeklärt bleibt.
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Interview
Der Maschinenbauer und die Digitalisierung
In der Digitalisierung werden bislang Kundensicht und -bedürfnisse zu wenig berücksichtigt, obwohl der Kunde schlussendlich die digital gestalteten Schnittstellen und neue Lösungen akzeptieren muss oder diese sogar – an seine Bedürfnisse angepasst – einfordert. „Eine Entwicklung von herstellerübergreifenden Lösungen können Maschinenbauer nur dann liefern, wenn die relevanten Daten der Kunden bekannt sind. Wir müssen Kompetenz in den Gebieten IT und Prozessoptimierung anbieten, um Kunden kompetent beraten zu können. Vorausgesetzt ist dabei natürlich das Vertrauen der Kunden und die Tatsache, dass der Kunde weiß, was er möchte“, führt Engels fort.
Automatisieren oder digitalisieren?
Mazak stellt fest, dass vor allem bei den kleinen und mittelständischen Betrieben die Zeit für eine digitale Produktion noch nicht gekommen ist. „Entsprechend der besonders hohen Auslastung und hohen Auftragslage sind Unternehmen damit beschäftigt, ihre Kapazitäten auszubauen und ihre Fertigung zu automatisieren. Darin stecken enorme Potenziale der Produktivitätssteigerung. Automatisierung spielt aktuell die relevantere Rolle als die digitale Vernetzung“, so der Mazak-Deutschlandchef weiter.
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Vergleichbar ist der Ansatz von Okuma, Hersteller von CNC-Werkzeugmaschinen und Steuerungstechnik, ebenfalls aus Japan. In seinen IoT-gestützten Dream-Site-Fertigungsanlagen am Firmenhauptsitz in Oguchi kommen moderne Produktionsplanungssysteme, Visualisierungsmethoden, Echtzeit-Datenauswertung und Automation mit moderner Robotik zum Einsatz. Diese ermöglichen Produktivität auf dem Niveau von Massenproduktion – selbst in Fertigungslinien mit hohen Produktmixen und geringen Stückzahlen. Das Herzstück jeder Okuma Smart Factory ist der 3D Virtual Monitor. Mit den 3D-Daten direkt aus der Konstruktionsabteilung wird ein „Digital Twin“ der Maschinen erstellt. Alle Spannmittel, Rohteile, Werkzeuge et cetera sind dabei ebenfalls im 3D-Modell vorhanden. „Die meisten unserer Kunden stehen vor ähnlichen Herausforderungen in ihrer Fertigung. Mit unserer eigens entwickelten Technologie ,Connect Plan' eröffnen wir ihnen die gleichen Möglichkeiten zur Visualisierung und Datenverarbeitung, die wir in unseren eigenen Werken einsetzen“, sagt Norbert Teeuwen, Geschäftsführer der Okuma Europe GmbH.
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