Welthandel in der Sackgasse Kostenanstieg! Das globale Handelsgeschehen erlahmt zusehends
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Die weltweiten Lieferkettenaktivitäten haben sich laut Tradeshift im zweiten Quartal erneut verlangsamt. Entgegen den Prognosen sind sie um weitere 6 Punkte gefallen, wie eine aktuelle Analyse zeigt.

Dass das Geschehen im Rahmen der globalen Lieferketten sich verlangsamt geht aus dem jüngsten Index of Global Trade Health von Tradeshift hervor. Tradeshift ist ein Digitalisierungsunternehmen mit einer gleichnamigen Plattform für Supply Chain Commerce, die die digitale Handelstransaktionen zwischen B2B-Käufern und -Lieferanten weltweit erleichtert.
Die Auftragsvolumina im Tradeshift-Netzwerk fielen mit dem oben genannten Rückgang im zweiten Quartal auf einen, wie betont wird, neuen Tiefstand. Und im vorangegangenen Quartal fielen sie bereits um 7 Punkte. Der Auftragsmangel beginne sich nun auf die Lieferanten auszuwirken, die noch vor Kurzem mit der steigenden Nachfrage gekämpft hätten. Die Zahl der von den Lieferanten eingereichten Rechnungen ging dabei um 7 Punkte zurück, was den stärkste Rückgang seit einem Jahr bedeutet.
Die Auftragslage mag sich zwar abschwächen, aber die Analyse von Tradeshift zeigt, dass parallel auch noch die Kosten seit Anfang des Jahres stark gestiegen sind. So ist der durchschnittliche Wert der auf der Tradeshift-Plattform eingereichten Rechnungen seit Anfang 2022 um 11 Prozent gestiegen. Das sei viel, im Vergleich zu dem bescheideneren Anstieg von 3,5 Prozent im Jahr davor.
Diese Faktoren beeinträchtigen den Welthandel
Die derzeitige Inflationswelle hat laut Tradeshift mehrere Ursachen, von denen einige auch mit der Pandemie zusammenhängen. In der gesamten Weltwirtschaft komme es außerdem immer wieder zu Unterbrechungen der Lieferketten. Covid-19-Fälle in China und die Verhängung von Abriegelungsmaßnahmen verschlimmern die Lage. Der Einmarsch Russlands in der Ukraine erhöht gleichzeitig den Druck weiter, was sich insbesondere auf die Energie- und Lebensmittelpreise negativ auswirkt. Viele der aktuellen Herausforderungen in der Lieferkette, einschließlich der Inflation, seien Folgen der Pandemie. Einige dieser Probleme könne man als vorübergehend einstufen. Aber die größeren Probleme, wie der Arbeitskräftemangel, die geopolitischen Spannungen und die Energiewende, seien strukturell bedingt und könnten sich verfestigen, wenn die Unternehmen jetzt nicht entschieden handelten.
Der Euro-Raum wächst weniger als prognostiziert
Im ersten Quartal 2022 löste der Ausbruch des Krieges in der Ukraine den stärksten Rückgang der Aktivitäten aus, der auf der Tradeshift-Plattform seit den ersten Tagen der Pandemie zu registrieren war. Im zweiten Quartal waren die Auswirkungen aber deutlich weniger gravierend. Die gesamte Handelsaktivität lag nur 6 Punkte unter dem Ausgangswert, verglichen mit 14 Punkten im ersten Quartal. Das Rechnungsaufkommen habe im zweiten Quartal an Schwung verloren. Das deute darauf hin, dass der Auftragsrückgang aus dem ersten Quartal auch im Euro-Raum allmählich auf die Lieferanten übergreift. Das Auftragsvolumen erholte sich im zweiten Quartal, aber das Wachstum blieb hinter den Erwartungen zurück, heißt es weiter. Es bleibe gegenüber dem Vorquartal unter dem Ausgangswert.
Einem aktuellen Bericht von Accenture zufolge könnten die durch Covid-19 und den Krieg in der Ukraine verursachten Störungen bis 2023 zu einem Rückgang des BIP im Euro-Raum um bis zu 920 Milliarden EUR respektive 7,7 Prozent führen. Eine Reihe von Vorschriften zur Dekarbonisierung der Lieferketten dürfte kurzfristig weitere Herausforderungen und noch höhere Kosten mit sich bringen. Aber eine Konzentration auf nachhaltige Beschaffung und grüne Energie könnte Europas beste Hoffnung sein, den derzeitigen Zyklus zu durchbrechen, glaubt Tradeshift.
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