Datennetze Zutrittskontrolle ins Werk: Funkbasiertes Sicherheitssystem lässt sich wirtschaftlich umsetzen

Autor / Redakteur: Benjamin Fiene* / Ines Stotz

Nicht immer setzen die am Markt erhältlichen Lösungen die eigenen Anforderungen optimal um. Bei der Suche nach einem Sicherheitssystem für das Werksgelände musste ein norddeutsches Unternehmen diese Erfahrung ebenfalls machen. Deshalb wurde ein individuelles Konzept realisiert, wobei die Zugangsdaten per Funk übertragen werden.

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Die proprietäre Funktechnologie Trusted Wireless 2.0 schließt die Lücke zwischen Wireless Hart als Lösung für die in der Prozesstechnik aufgebauten Sensornetzwerke sowie den in der Fabrikautomation etablierten Wireless-Standards Bluetooth und WLAN.
Die proprietäre Funktechnologie Trusted Wireless 2.0 schließt die Lücke zwischen Wireless Hart als Lösung für die in der Prozesstechnik aufgebauten Sensornetzwerke sowie den in der Fabrikautomation etablierten Wireless-Standards Bluetooth und WLAN.
(Bild: Phoenix Contact)

Actemium bietet seit mehr als 100 Jahren Elektro- und Automatisierungslösungen sowie Services für nahezu alle industriellen Branchen an. Das Leistungsspektrum des Systemintegrators umfasst sowohl die Beratung und Planung als auch Installation und Inbetriebnahme sowie Wartung und Instandhaltung kundenspezifischer Projekte. Dazu verfügen die weltweit rund 20.000 Mitarbeiter – davon 2700 in Deutschland – über umfassendes Know-how in der Automatisierungs- und Prozessleittechnik, Elektro-, Mess-, Steuer- und Regelungstechnik sowie Energietechnik. Als Marke der Vinci Energies-Gruppe kann Actemium zudem auf das Wissen eines großen Netzwerks von 300 Business Units in 40 Ländern zurückgreifen. Allein in Deutschland gibt es über 50 Standorte, um die räumliche Nähe zu den Kunden und ihren Anlagen sicherzustellen. Ob auf dem Frankfurter Flughafen, im Hamburger Elbtunnel oder in der Deutschen Bundesbank in Frankfurt/Main: Die herstellerunabhängigen Lösungen kommen in den unterschiedlichsten Bereichen zum Einsatz. Vor diesem Hintergrund ist der Systemintegrator von einem international führenden Unternehmen mit der Planung und Umsetzung eines Sicherheitssystems für das Werksgelände seines norddeutschen Standorts sowie kritische interne Bereiche beauftragt worden.

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Freigabe der Schlupftür über ein Schaltsignal

Als eines der weltweit größten Unternehmen in seinem Segment unterhält der Kunde verschiedene Standorte in den nördlichen Bundesländern, wo sich ebenfalls die deutsche Zentrale befindet. In einer weiteren norddeutschen Großstadt stellen mehrere tausend Mitarbeiter wichtige Bestandteile von zahlreichen Modellen der Produktpalette her. Ein Schwerpunkt liegt in der Entwicklung, Konstruktion und Produktion von jährlich 2,5 Mio. Komponenten. 2014 hat das Unternehmen in Deutschland mit ungefähr 15.000 externen Zulieferern kooperiert. Darüber hinaus können interessierte Privatpersonen Werksführungen buchen, die spannende Einblicke in die Herstellung und Endfertigung der Produkte eröffnen.

Kein Wunder also, dass der stetige Strom an Menschen, die das Werksgelände betreten und wieder verlassen, überwacht werden muss. Zu diesem Zweck hat Actemium ein Sicherheitssystem entwickelt, das zusätzlich zur Zutrittskontrolle eine Einbruchserkennung, Ausweiserstellung für Mitarbeiter, Lieferanten und Besucher sowie eine PKW-Zählung und das Besucher-Management umfasst. An einigen Toren zur Produktionshalle wird der Zutritt über RFID-Kartenleser geprüft. Anschließend überträgt das Gerät die eingelesenen Daten an eine entfernt installierte Steuerung von Evolynx. Diese kontrolliert, ob der Karteninhaber zum Betreten der Halle berechtigt ist, und gibt die Schlupftür im Tor bei einer positiven Rückmeldung über ein Schaltsignal frei.

Verteilung der Signale über ein Rändelrad

Aufgrund der schwierigen Umgebungsbedingungen war es nicht möglich, die Steuerung per Kabel mit dem rund 50 m entfernt verbauten Kartenleser und dem Tor zu verbinden. „Wegen des finanziellen Aufwands, der beim Ausheben des Bodens und Verlegen der Leitung entstanden wäre, haben wir uns für eine funkbasierte Kommunikation auf Basis des Radioline-Systems von Phoenix Contact entschieden“, erläutert Mark Reunert, der als Projektleiter Zugangskontrollsystem Evolynx/Iperflex bei Actemium tätig ist. Mit der flexibel nutzbaren Funklösung lassen sich neben I/O-Signalen auch serielle Daten weiterleiten – und das lizenzfrei, somit ohne Folgekosten. Actemium hat das Radioline-System nun als seriellen Kabelersatz zwischen Steuerung und Kartenleser installiert. Eine weitere Funklösung sendet das Freigabesignal an die Schlupftür und meldet zurück, ob sie geöffnet ist.

Die auf der Grundlage der robusten Funktechnologie Trusted Wireless 2.0 funkenden Radioline-Module, die am Kartenleser und im Schaltschrank mit der Evolynx-Steuerung montiert sind, wurden für den Austausch von Signalen über große Entfernungen entwickelt. Bei freier Sicht lassen sich zwischen zwei Funkteilnehmern Distanzen von mehreren hundert Metern bis zu 5 km überbrücken. Die Installation und Inbetriebnahme von Radioline erfolgt über Rändelräder, die sich an den Wireless-Modulen befinden. Das so genannte I/O-Mapping ermöglicht die Verteilung der Signale von maximal 250 Radioline-Stationen. „Dazu ist keine Software notwendig, denn die Funkmodule werden einander einfach mit dem Rändelrad zugewiesen“, erklärt Mark Reunert. „Das heißt, dass wir die Radioline-Geräte, die miteinander kommunizieren sollen, lediglich auf die gleiche Zahl einstellen. Erhält der digitale Eingang des Moduls A beispielsweise die IO-MAP-Adresse 12, muss diese ebenfalls beim zugehörigen digitalen Ausgangsmodul B angepasst werden“.

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