Bitkom-Studie Schaden durch Industriespionage steigt auf 55 Mrd. Euro pro Jahr

Redakteur: Robert Horn

Auch wenn die Zahl der von Industriespionage oder Sabotage betroffenen Unternehmen in den letzten zwei Jahren kaum gestiegen ist, hat der Schaden doch deutlich zugenommen. Geklaut wird aber nicht nur auf digitalem Weg.

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Der Schutz vor Industriespionage, Sabotage oder Diebstahl wird von vielen Unternehmen ernst genommen – es hapert aber an einigen Stellen.
Der Schutz vor Industriespionage, Sabotage oder Diebstahl wird von vielen Unternehmen ernst genommen – es hapert aber an einigen Stellen.
(Bild: gemeinfrei/Scott Webb / CC0 )

Mehr als die Hälfte der Unternehmen in Deutschland (53 %) sind in den vergangenen beiden Jahren Opfer von Wirtschaftsspionage, Sabotage oder Datendiebstahl geworden, berichtet der Digitalverband Bitkom. Dadurch ist ein Schaden von rund 55 Mrd. Euro pro Jahr entstanden. Befragt wurden 1069 Geschäftsführer und Sicherheitsverantwortliche quer durch alle Branchen. Schon vor zwei Jahren hatte der Verband eine Studie zu diesem Thema durchgeführt, damals waren 51 % der Unternehmen betroffen. Der entstandene Schaden ist jedoch von damals 51 auf heute 55 Mrd. Euro gewachsen.

Industriespionage kann jeden treffen

„Unternehmen müssen viel mehr für ihre digitale Sicherheit tun. Die Studie zeigt, dass die Gefahr für Unternehmen aller Branchen und jeder Größe real ist. Jeder kann Opfer von Spionage, Sabotage oder Datendiebstahl werden“, warnte Bitkom-Präsident Achim Berg bei der Vorstellung der Studie in Berlin.

„Die Studie unterstreicht, dass wir in Zeiten von Digitalisierung und Industrie 4.0 unser besonderes Augenmerk auf die Abwehr von Spionageangriffen auf die deutsche Wirtschaft richten müssen. Im Sinne eines ganzheitlichen und nachhaltigen Wirtschaftsschutzes gehören dazu nicht allein IT-bezogene Maßnahmen, sondern risikominimierende Pläne in den Bereichen Organisation, Personal und Sensibilisierung. Wichtig ist aber auch die intensive Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Behörden sowie den Behörden untereinander – wie in der ‚Initiative Wirtschaftsschutz‘, betonte Dr. Hans-Georg Maaßen, Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz (BfV).

Nach der Studie wurden in den letzten zwei Jahren in jedem sechsten Unternehmen (17 %) sensible digitale Daten gestohlen. Erbeutet haben die Täter in erster Linie Kommunikationsdaten wie E-Mails (41 %) oder Finanzdaten (36 %). Aber auch Kundendaten (27 %) wurden entwendet, in 11 % der Fälle waren es Patente oder Informationen aus Forschung und Entwicklung, in 10 % Mitarbeiterdaten.

Schwachstelle Mensch

Nicht immer geht es allerdings um digitale Daten. Oft wird auch die Hardware, etwa Notebooks oder Smartphones, entwendet. Betroffen waren davon 30 % der Unternehmen. Unklar ist dabei laut Studie, ob die Täter an den Geräten oder den darauf befindlichen Daten interessiert waren. Rund jedes fünfte Unternehmen berichtet vom sogenannten Social Engineering (Analoges Social Engineering 20 %, Digitales Social Engineering 18 %). Dabei werden Mitarbeiter gezielt manipuliert, um an sensible Informationen zu kommen, mit denen dann in einem weiteren Schritt zum Beispiel Schadsoftware auf die Firmenrechner gebracht werden kann.

Jedes achte Unternehmen (12 %) ist in den letzten zwei Jahren Opfer von digitaler Sabotage geworden, durch die etwa die Produktion gestört wurde. 8 % berichten vom Ausspähen der digitalen Kommunikation wie E-Mails, 7 % vom Abhören von Telefonaten oder Besprechungen. Klassische Diebstähle sind dagegen inzwischen aber eher selten. 17 % der Unternehmen beklagen einen Dokumentendiebstahl, in 4 % der Unternehmen wurden Produktionssysteme oder Betriebsaufläufe auf analogem Weg sabotiert.

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