Motorspindel Schweizer Spindeln bewegen die Welt

Redakteur: Konrad Mücke

Die Fischer Spindle Group ist breit aufgestellt und weltweit präsent. Über Konjunktur im Maschinenbau, Innovationen und zukünftige Herausforderungen sprach Konrad Mücke, Redakteur des Schweizer Maschinenmarkt (SMM), mit Dr. Tobias Moser, CEO des Unternehmens.

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Zusatznutzen für Spindeln: Fertigungsbetriebe werden von der Digitalisierung profitieren.
Zusatznutzen für Spindeln: Fertigungsbetriebe werden von der Digitalisierung profitieren.
(Bild: Fischer Spindle Group)

SMM: Herr Dr. Moser, wie beurteilen Sie aktuell das wirtschaftliche Umfeld – internationale Handelsbeziehungen, Exportchancen, Lage der Weltwirtschaft mit Blick auf den Maschinenbau?

Dr. Tobias Moser: Aktuell gibt es weltweit zahlreiche Unsicherheiten. Dazu gehören die Handelsboykotte gegen Russland und den Iran, aber auch die sehr sprunghafte Politik des amerikanischen Präsidenten. Zudem wächst Chinas ehemals so agile Volkswirtschaft deutlich weniger als geplant und vorhergesagt. In anderen Regionen der Welt, vor allem in Deutschland, gibt es derzeit heftige Diskussionen um den Umweltschutz. Vor allem der Verbrennungsmotor als Hauptantriebsquelle für Pkw wird infrage gestellt. Das alles führt dazu, dass im Maschinenbau der Auftragseingang schwächelt. Es wird derzeit nur vorsichtig investiert. Niemand weiß, wo die Reise genau hingeht.

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Wie betrifft diese Situation Ihr Unternehmen, die Fischer Spindle Group?

Moser: Wir sind weltweit aufgestellt und erleben die globalen Unsicherheiten sehr nah. Wir bedienen eine Vielzahl an Branchen – den allgemeinen Maschinenbau, die Luftfahrt, die Automobilbranche, den Formen- und Werkzeugbau, die Medizintechnik, die Uhrenindustrie und einige mehr. Durch diese Diversifizierung können wir als Gruppe zyklische Konjunkturschwankungen in einzelnen Branchen etwas abfangen. Dennoch spüren wir einen globalen Abschwung sehr direkt in unserem Auftragseingang. Spindeln werden als hochwertige Komponenten überall gebraucht. Wir versuchen, uns durch unser großes Produktportfolio breit aufzustellen. Es reicht von kleinsten Präzisionsspindeln für die Uhrenindustrie über schnellst drehende Spindeln über 100.000 min-1 bis zu schweren, drehmoment- und leistungsstarken Spindeln für die Volumenzerspanung im Werkzeugbau und in der Luftfahrtindustrie. Darüber hinaus können wir als Familienunternehmen mit global etwa 430 Mitarbeitenden noch sehr flexibel agieren. Wir sind überzeugt, als internationales Team die anstehende Schwächephase in der Weltkonjunktur gemeinsam zu meistern.

Häufig versuchen Unternehmen in kritischen Zeiten zusätzliche Märkte zu erschließen. Welche Chancen kämen für Sie in Betracht?

Moser: Seit über zehn Jahren investieren wir als Gruppe in die Technologie der aerodynamischen Luftlager zur Erschließung von neuen Anwendungen und Märkten. Als ein Beispiel möchte ich die neue Produktreihe der Turboverdichter anführen. Mit unseren Turbokompressoren haben wir für das neue elektrische Antriebszeitalter ein sehr attraktives Produktportfolio in unserer Gruppe entwickelt. Diese Kompressoren werden für die Luftversorgung von Brennstoffzellen heute bereits weltweit in unterschiedlichen Bereichen eingesetzt, zum Beispiel in Trucks, Bussen und Schiffen. Beim Konzept für die Kompressoren kamen uns besonders der gesamtheitliche Ansatz in der Entwicklung und die Erfahrungen in der Herstellung von Präzisionsteilen zugute. Wir sind heute technologisch an der Weltspitze. Die Brennstoffzelle wird nach meiner Meinung ein Comeback erleben und als sauberes, effizientes Antriebsaggregat Erfolge feiern. Sie wird vorerst in Bussen und Lkw, später bei Erfolg auch in Pkw für die individuelle Mobilität bei Langstrecken eingesetzt werden. Bei der individuellen Mobilität geht es immer um ein Massenprodukt. So wird die Brennstoffzelle voraussichtlich völlig neue, stark wachsende Geschäftsfelder erschließen.

Welche Rolle spielt die Digitalisierung in Ihren Zukunftsplänen?

Moser: Digitalisierung und Software rücken immer mehr in den Fokus. Das wird vor allem unsere bewährten Motorspindeln mehr und mehr verändern. Beispielsweise können wir heute schon mit integrierten Sensoren eine ganze Reihe Daten zum Betriebszustand einer Spindel erfassen. Diese lassen sich für Industrie-4.0-Konzepte nutzen. So entwickeln wir für unsere Spindeln einen digitalen Zwilling und einen digitalen Fingerprint, mit welchen die Charakteristiken der Spindel beschrieben werden. Damit können der Anwender, der Maschinenhersteller und unser Service später aktuelle Daten vergleichen und den Zustand der Spindel exakt beurteilen. Zum Visualisieren, Auswerten und Speichern der Daten investieren wir aktuell in neue Ressourcen, um die Datenmenge zu bewältigen und die essenziellen Regelmäßigkeiten in den Messwerten zu finden. Hier haben wir eine große Lernkurve vor uns, die Algorithmen zu entwickeln, um in Zukunft eindeutige Aussagen zum Zustand der Spindel machen zu können.

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