Konjunktur Warum 2018 zum Rekordjahr für Maschinenbauer werden kann
Das vergangene Jahr kann mit Fug und Recht als turbulent bezeichnet werden. Ungeachtet der vielen Krisen steuerte die deutsche Wirtschaft von einem Erfolg zum anderen. Für 2018 geben Wirtschaftsforscher und Verbände deshalb einen ganz klaren Kurs an: aufwärts.
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Vor exakt einem Jahr, in der ersten Ausgabe des MM Maschinenmarkt im Jahr 2017, prognostizierten wir dem deutschen Maschinenbau ein Jahr der Herausforderungen, aber guter Chancen. Dass diese genutzt wurden, steht heute außer Frage. Die deutsche Wirtschaft läuft unter Volldampf, die Zahl der Erwerbslosen ist auf dem niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung und führende Wirtschaftsforschungsinstitute haben ihre Prognosen für das BIP-Wachstum 2017 deutlich nach oben geschraubt. Das Ifo-Institut etwa geht nun von 2,3 % Wachstum aus anstatt zuvor 1,8 %.
„Die deutsche Wirtschaft brummt“, sagt Ifo-Präsident Clemens Fuest. „Der Schwung vom Jahre 2017 verlängert sich bis weit ins Jahr 2018 hinein.“ Deshalb haben die Experten ihre Prognose für 2018 kurz vor Jahresende noch einmal angepasst. Statt bislang 2,0 % erwarten die Forscher jetzt 2,6 % Wachstum. Das wäre der höchste Wert seit 2011. „Viele Branchen florieren, vom Bau über die Industrie bis zum Handel, weshalb der Ifo-Geschäftsklimaindex von einem Rekord zum nächsten eilt“, erklärt Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. „Wenn die Zahl der Arbeitstage nicht so niedrig wäre, hätten wir in diesem Jahr sogar ein Wachstum von 2,5 %.“ Für 2019 rechnet das Ifo-Institut mit 2,1 % Wachstum. Insgesamt liegen die Prognosen deutscher Wirtschaftsexperten für das BIP 2018 zwischen 2,0 % (Commerzbank) und 2,6 % (Ifo-Institut).
Export als Erfolgsrezept für das Wachstum
Aufgebaut ist der Erfolg der deutschen Wirtschaft vor allem auf Export. Und diesen haben die Unternehmen 2017 kräftig gesteigert. Allein im November 2017 wurden von Deutschland Waren im Wert von 116,5 Mrd. Euro exportiert und Waren im Wert von 92,8 Mrd. Euro importiert, berichtet das Statistische Bundesamt. Das ist eine Steigerung um 8,2 beziehungsweise 8,3 % im Vergleich zum Vorjahr. Parallel dazu stieg die Produktion um 3,4 % zum Vormonat, der kräftigste Anstieg seit acht Jahren. In der Industrie wuchs die Produktion sogar um 4,3 % gegenüber dem Vormonat, so die Statistiker.
Wirtschaftsforscher der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, OECD, schätzen, dass die Weltwirtschaft in den nächsten Jahren konstant um über 3 % wachsen wird. Speziell in Deutschland werde das Wachstum 2017 bei 2,5 % liegen, sich in den kommenden zwei Jahren allerdings leicht abschwächen. Für Österreich prognostiziert die OECD mit 3 % ebenfalls eine dynamische Entwicklung, die sich in etwas geringerem Maß auch 2018 und 2019 fortsetzen dürfte. Die schweizerische Wirtschaft werde sich nach einem schwachen Jahr 2017 (0,8 %) in den nächsten zwei Jahren deutlich erholen, so die Organisation.
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— ifo Institut (@ifo_Institut) 14. Dezember 2017
Positiver Ausblick der Maschinenbauer
Mit 2017 war die deutsche Maschinenbauindustrie angesichts eines Produktionswachstums von 3 % und eines Umsatzes von mehr als 220 Mrd. Euro sehr zufrieden. Das Jahr könne „mit Fug und Recht als Aufschwungsjahr bezeichnet werden“, erklärte VDMA-Präsident Carl Martin Welcker vor der Presse in Frankfurt am Main. Auch für 2018 rechne man mit 3 % Wachstum, was eine weiter gleichbleibende Dynamik und einen Umsatzanstieg auf über 230 Mrd. Euro bedeute. Allerdings müsse man die Entwicklungen in den größten Abnehmerländern im Auge behalten, denn die hätten natürlich die größten Auswirkungen auf den Konjunkturverlauf. Da schaue man auf China und die USA. Der VDMA gehe nicht von einem drastischen Kurswechsel in China aus, aber man richte sich auf ein etwas moderateres Wachstum gegenüber 2017 ein.
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Konjunktur
Rekordjahr für den deutschen Maschinenbau
„Das werden wir merken, aber wenn wir in unserer Prognose auf 3 % hoffen, haben wir das natürlich eingepreist“, sagte Welcker. Dagegen mache die Branche ein Extra-Fragezeichen hinter den Absatzmarkt USA. Wenn dort die Legislative mit der Steuerreform und dem, was daran hänge, erfolgreich sei, dann könnte das zu einem deutlichen Dämpfer führen. Man müsse sich aber die geplante Steuerreform sehr genau ansehen, denn sie enthalte durchaus auch recht positive Ansätze. Man denke nur an die Sofortabschreibung von Investitionsgütern und die niedrigeren Steuersätze. All das würden die deutschen Maschinen- und Anlagenbauer sehr begrüßen. Sie forderten ja gerade auch für Deutschland eine bessere Abschreibungspolitik. Die US-Amerikaner zeigten hier, wie aggressiv man dieses Problem angehen könne.
Frage- und Ausrufezeichen beim US-Handel
Aber die Reformpläne der US-Administration enthalten auch Elemente, die den Maschinenbau und vor allem größere Konzerne vor deutliche Herausforderungen stellen, was den internen Warenaustausch sowie den Im- und Export betrifft. Welcker räumte ein: „Die sind nicht ausformuliert. Da werden wir warten müssen, was da kommt.“ Jetzt habe man zunächst einmal ein Fragezeichen und ein Ausrufezeichen im Hinblick auf den Handel mit den USA gesetzt. Ein weiteres Problemland, das die deutschen Maschinenbauer aufmerksam beobachten, sei der Iran. Nach wie vor gebe es von großen westlichen Banken keinerlei Finanzierung für das Land, weil die USA dies letztendlich boykottierten.
Der Boykott erfolgt unausgesprochen, doch er wird dadurch handfest, dass die US-Behörden sich vorbehalten, wer von ihnen wann eventuell für sein Iran-Geschäft zur Rechenschaft gezogen wird. „Damit packt keine Bank dieses Geschäft an und so ist es durchaus zweifelhaft, ob wir die kleinen Pflänzchen, die wir da gesät haben, auch ernten können“, beklagte Welcker. Derzeit weise der Export der Maschinenbauer in den Iran ein Plus von 24 % auf. Ob man dies fortsetzen könne, sei ungewiss. „Geborenerweise“ – so der VDMA-Präsident – sei natürlich die deutsche Industrie ein sehr berühmter und geliebter Partner im Iran, auf dessen Mithilfe beim Aufbau man dort zähle. Die deutschen Unternehmen hätten letztendlich auch viele Grundstrukturen dieses Landes einmal aufgebaut und installiert. Es liege daher nahe, dass so auch weitergemacht werde, aber im Moment sei dies sehr schwierig.
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