Das World Wide Web wird 30 Informationen finden – über das Internet

Autor / Redakteur: Alexander Völkert / Dipl.-Ing. (FH) Reinhold Schäfer

Es ist weder Wasser, noch Luft, weder Erde noch Feuer und doch scheint es für die Menschheit nahezu so etwas wie ein fünftes Element zu sein. Manche sagen, es sei so bedeutend wie der Buchdruck und habe eine vierte industrielle Revolution eingeleitet: das WWW.

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Erst mit der Erfindung des Word Wide Web vor 30 Jahren hat das Internet seinen Siegeszug über die gesamte Erde genommen.
Erst mit der Erfindung des Word Wide Web vor 30 Jahren hat das Internet seinen Siegeszug über die gesamte Erde genommen.
(Bild: ©peterschreiber.media / ©Beboy - stock.adobe.com [M])

Milliarden von Menschen kommunizieren auf der Erde permanent miteinander, schauen Videos, tauschen Informationen oder Meinungen aus und betreiben Handel. Wie ein Spinnennetz hat es sich über die gesamte Erde gespannt und trotzt den Weiten der riesigen Ozeane und Höhen der Gebirge. Und jede Sekunde ändert es sich und wird noch dichter. Oftmals wird es mit der älteren Mutter – dem Internet – verwechselt. Dieses ist jedoch 50 Jahre alt und somit 20 Jahre älter als das World Wide Web. Es wird 30 Jahre und hat in seiner Entwicklung eine beispiellose Dynamik hinter sich.

Die Geschichte beginnt in Genf

Der britische Physiker und Informatiker Tim Berners-Lee arbeitet seit 1984 in Genf am Cern, der Europäischen Organisation für Kernforschung, wo sich fast alles um beschleunigte Teilchen dreht. Das Internet als technisches Medium gibt es da bereits seit 20 Jahren, doch es ist nur einigen Hochschulen und Forschungsinstituten zugänglich. Auch am Cern sind die Computer und Teilchenbeschleuniger miteinander vernetzt, doch sie stehen weit auseinander. Ein Zugriff aufeinander ist nicht immer möglich. Zu viele unterschiedliche Rechnertypen und Dateiformate erschweren einen Austausch. Der Programmierer Berners-Lee ist frustriert. Er träumt davon, ein Programm zu schreiben, das dies lösen kann. Somit grübelt er neben seiner eigentlichen Arbeit und fasst seine Ideen schließlich im März 1989 in einem Antrag zusammen – in einer Idee, eine Software programmieren zu dürfen – es ist die Geburtsstunde des World Wide Web.

„Eine Person muss in der Lage sein, Informationen zu finden, von denen sie nicht wusste, dass sie danach gesucht hat.“ Und Berners-Lee beschreibt in seinen Ausführungen das komplette World Wide Web fast so, wie wir es heute kennen. „Er hat nicht nur den Code geschrieben. Er hat das komplette Ding erfunden – http, url und wie ein Browser aussehen muss. Eine totale Revolution!“, schwärmt sein damaliger Kollege Ben Segal in einem Interview. Nur einen Namen hat das Kind damals noch nicht. Es muss für den Chef von Berners-Lee ein bisschen wie Science Fiction geklungen haben – fesselnd, aber noch nicht greifbar, denn er liest den Antrag und versieht die 14 Seiten mit allerhand Anmerkungen und Fragezeichen. Schließlich schreibt er über den Antrag drei Worte: „vague but exciting“ – vage, aber spannend.

Die komplette Idee auf 14 Seiten

Eine Browser-Software soll auf sogenannte Hypertext-Server zugreifen. Auf den Servern liegen Webseiten, die dann der Browser als Bild- und Textdokument anschaulich darstellen kann. Hinter dem Text und dem Bild verbirgt sich ein einfacher Programmiercode – html. In ihm können Hyperlinks stehen – Verknüpfungen zu anderen Webseiten auf ganz anderen Servern. Der Clou dabei: Per Mausklick wandert man im Netz von Server zu Server; und zwar über das Hypertext-Transfer-Protokoll – http. Dabei hat jedes Dokument im Netz außerdem eine eindeutige Adresse – die url. Sie ist das Einzige, was wir im Browser eintippen müssen. Damit ist der Brite in Genf seiner Zeit weit voraus. Aber wie kommt er zu dieser Vision?

Tim Berners-Lee stammt aus einer Mathematikerfamilie und es heißt, am Esstisch habe man durchaus gerne philosophiert, auch über assoziative Verknüpfungen. Die Eltern schenkten ihrem wissbegierigen Sohn einst ein Lexikon aus viktorianischer Zeit, in dem die Begriffe assoziativ miteinander verknüpft waren. Das inspiriert ihn wohl derart, dass ihn die Kunst der Assoziationen nicht mehr loslässt. Das Netz, wovon er träumt, soll assoziativ und die Elemente durch Hypertexte miteinander verbunden sein, wie ein Lesen und sich Verlieren in einem Nachschlagewerk. Alles soll miteinander verknüpft sein – Links sollen durch das Internet gezogen werden – von einem Computer zum anderen.

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